Blasenstörungen und MS III

21.11.08 - Am häufigsten tritt bei MS eine Überaktivität des Blasenmuskels auf, die sogenannte "Detrusorhyperreflexie", erklärt Dr. Rudolf van Schayck im AMSEL-Expertenchat.

Moderator Patricia Fleischmann: Seien Sie gegrüßt, verehrte Chatter, verehrter Herr Dr. van Schayck, zum heutigen Chat - ich bin gespannt!

Moni: Sehr geehrter Herr Dr. Rudolf van Schayck, ich habe seit einigen Monaten mehr oder weniger oft Probleme mit dem Darm. Seltener auch mit der Blase. Die Blase reguliert sich aber meistens wiedernach einer Zeit. Mein Neurologe gab mir nur die Info, dass Blasensrörungen häufiger bei MS auftreten. Ich hab aber noch keine Lösung für mein Problem gefunden. Wenn ich merke, dass ich auf Toilette muß, dann muß ich auch --sofort--- gehen, da ich sonst den Stuhl nicht halten kann. Noch schlimmer ist es mit der Luft im Darm. So bald ich einige Minuten ruhig irgendwo stehe, entweicht die Luft aus dem Darm, ohne dass ich es vorher merke oder etwas dagegen tun kann. Es ist besonders peinlich, wenn man an der Kasse in der Schlange steht oder im Büro bei Kollegen oder Kunden. Wenn es an manchen Tagen besonders schlimm ist, versuche ich mich schon zurückzuziehen, aber das ist nicht immer möglich. Ich kann mich aber deshalb doch nicht krank melden und zu Hause bleiben. Bisher hab ich es mit Beckenbodengymnastik versucht. Gibt es irgend etwas, was ich tun kann ? Danke Moni

Dr. Rudolf van Schayck: Liebe Moni, ihr Neurologe hat Recht. Blasenstörungen sind leider wirklich häufig bei MS. Am häufigsten tritt eine Überaktivität des Blasenmuskels auf, die man Detrusorhyperreflexie nennt. Klinische Zeichen sind: vermehrter Harndrang, man muss sofort zur Toiliette oder es passiert ein Malheur, häufig auch Inkontinenz. Darmentleerungsstörungen treten bei MS auch häufig auf. Überwiegend Verstopfung, viel seltener Stuhlinkontinenz. Leiden Sie unter Durchfall oder treten nur Blähungen auf? Nehmen Sie wegen MS eine besondere Diät zu sich?

 
 
dr. rudolf van schayck
 
 
 
     
     

    Facharzt für Neurologie, Ärztlicher Leiter Neurologisches Rehabilitationszentrum Kliniken Schmieder - Auf der Schillerhöhe - Gerlingen und Tagesklinik NRZ Kliniken Schmieder - Stuttgart

    • Doktor der Medizin mit experimenteller Arbeit am Physiologischen Institut des Klinikums Essen zur Neurophysiologie des Sehsystems 1989
    • Tätigkeit als Assistenzarzt in der Neurochirurgischen Universitätsklinik Aachen und Essen bis 1992
      Tätigkeit als Assistenzarzt in der Neurologischen Universitätsklinik Essen, Prof. Dr. Diener und klinischer Schwerpunkt in der Schmerztherapie chronisch Schmerzkranker bis 1996
    • Tätigkeit als Oberarzt in der Neurologischen Universitätsklinik Jena, Prof. Dr. Weiller und klinischer Schwerpunkt Kopfschmerz-/Schmerzambulanz sowie MS-Ambulanz an der Neurologischen Universitätsklinik Jena bis 2000
    • Aufbau einer neu eröffneten Station für neurologische Frührehabilitation Phase B als verantwortlicher Oberarzt an der Moritz Klinik, Bad Klosterlausnitz, Thüringen in 1999
    • seit 07/2000 Ärztlicher Leiter des Neurologischen Rehabilitationszemtrums Kliniken Schmieder

    Alex: Was kann man tun, wenn bei meiner Mutter relativ oft der Urin nicht vom Katheter in den Beutel läuft, sondern ins Bett. Meine Mutter ist MS-Patientin, Pflegestufe 3 und hat einen Bauchkatheter. Es gibt Phasen, da läuft der Urin auf natürlichem Wege ins Bett, also über den eigentlichen Blasenausgang. Dann wiederum läuft der Urin an der Einstichstelle im Bauch heraus. Desöfteren muss meine Mutter den Kahteterwechsel, der alle 4-6 Wochen stattfindet, vorverlegen, weil sonst das Bett alle zwei Tage nass ist und sie gerade nachts auch öfters im eigenen Urin liegt. Die bisherigen Behandlungen medikamentös zeigten nur kurzfristige Erfolge. Auch der Durchmesser des Schlauchs kann ja nicht beliebig erweitert werden. Was kann man noch tun? Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen. Viele Grüße

    Dr. Rudolf van Schayck: Lieber Alex, die klassischen Lösungen haben Sie in Ihrer Frage schon genannt. 1. Größerer Durchmesser des suprapubischen Blasenkatheters, 2. Ruhigstellung des überaktiven Blasenmuskels durch anticholinerge Medikamente. Immer muß man in einem solchen Fall nach einer Harnwegsinfektion schauen (Urinstatus, Labor, Fieber?), weil der Harnwegsinfekt solche Symptome immer verursachen kann. Zuletzt ist es vielleicht notwendig, Ihre Mutter durch einen Urologen untersuchen zu lassen.

    Oliver: Sehr geehrter Herr Van Schayk ich habe einen Restharn von ca 200 ml. Ich Kaheterisiere mich 1 x täglich selbst wodurch ich zumindest Vormittags ruhe habe. Ist es auf Dauer schädlich das zu machen und gibt es dazu eine Alternative. Wie sieht zum Beispiel das Blasentraining aus? Vielen Dank

    Dr. Rudolf van Schayck: Lieber Oliver, ein Restharn über 100 ml ist auf jeden Fall krankhaft und man muß nach den Ursachen suchen. Bei MS kann Ursache sein: eine mangelhafte Entspannung des Blasenschließmuskels. Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten sind meist nicht sehr wirksam. Die sterile Einmalkatheterisierung ist aber eine sehr gute und nebenwirkungsarme Methode. Auf sauberes Arbeiten und Benutzung von Kathetern mit Gleitfilm ist zu achten. Alternative ist häufig der suprapubische Blasendauerkatheter. Ich finde, falls man es manuell schafft besser, die Selbstkatheterisierung durchzuführen. Je nach Notwendigkeit bis zu fünf Mal pro Tag. Der Urologe sollte in jedem Fall prüfen, dass die Nieren nicht aufgestaut sind durch Ultraschalluntersuchung. Blasentraining bringt nicht so viel.

    sonne: Sehr geehrter Dr. van Schayck, ich habe seit 1,5 Jahren diagnostizierte MS und immer wieder leichte Blasenprobleme, d.h. mal mehr mal weniger. Dabei verliere ich immer ein wenig Urin beim Laufen, Springen, Husten, Niesen etc. Muss ich damit rechnen, dass dies schlimmer wird? Kann ich was dagegen tun?

    Dr. Rudolf van Schayck: Liebe Sonne, sie beschreiben die Symptome einer sogenannten Stressinkontinenz. Die Stressinkontinenz ist die häufigste Form der weiblichen Inkontinenz überhaupt. Bei den meisten Frauen ist Ursache gar keine MS, sondern eine Schwäche der Blasenschließmuskeln, z.B. nach Gebärmuttersenkung, Kindsgeburten usw. In ihrem Fall bitte Suche nach Ursachen andere als MS, z.B. beim Gynäkologen. Ansonsten bei leichter Stressinkontinenz Beckenbodentraining und Verwenden von Hilfsmitteln wie Einlagen empfohlen.

    Leonie: Hallo Dr. van Schayck, phasenweise muss ich sehr häufig auf die Toilette (bis zu 24x/tägl., im Durchschnitt 14x/tägl.). Z.Z. versuche ich meine Blase zu trainieren und sie möglichst nur noch alle 2 Std. zu entleeren (das klappt nur manchmal). Haben Sie Tipps, wie ich meine Blase trainieren kann? Das nächste Problem ist häufiger Restharn. Die Blase lässt sich oft nur im Stehen entleeren (ich bin eine Frau) - oft erst nach mehreren langwierigen Versuchen. Woran kann das liegen? Dieses Problem hatte ich vor der MS nicht. Können Sie mir auch hierfür ein Training empfehlen? Könnte Beckenbodengymnastik in beiden Fällen hilfreich sein? In meiner Gegend wird das fast nirgendwo angeboten. An wen kann ich mich wenden? Vielen Dank für Ihre Infos schon vorab und viele Grüße

    Dr. Rudolf van Schayck: Liebe Leonie, Ja, der häufige und imperative Harndrang, d.h. man muß sofort zur Toilette, wenn kein Urinabgang aufgtreten soll, ist typisches Symptom der häufigsten MS bedingten Blasenstörung: der überaktive Blasenmuskel oder Detrusorhyperaktivität. Bei häufigem Harndrang sollte man aber immer auch eine Harnwegsinfektion ausschließen. In ihrem Fall tritt noch als zweites Symptom auf, das Problem der gestörten Blasenentleerung bzw. Startschwierigkeiten. Neben dem überaktiven Blasenmuskel ist also der Blasenschließmuskel ebenfalls überaktiv oder nicht richtig zeitlich koordiniert zur Blasenentleerung aktiv. Man spricht dann von Detrusor-Sphincter-Dyssynergie. Der Urologe sollte untersuchen, welche Störung im Vordergrund steht. Ein Aufstau der Harnwege und Schädigung der Nieren sollte ausgeschlossen werden. Blasentraining ist durchaus wirksam. Die Blase gewöhnt sich an größere Zeitintervalle zwischen dem Toilettengang und die Blasenfüllungskapazität nimmt zu. Oft ist aber eine medikamentöse Therapie nicht zu umgehen. In Frage kommen Anticholinergika, die den Blasenmuskel ruhig stellen. Das sind Medikamente wie Detrusitol, Spasmex oder Mictonorm, u.a. Bei überaktiven Blasenschließmuskel kann sogar die Einmalkatheterisierung nötig sein. Die Diagnostik und medikamentöse Behandlung sollte mit dem Urologen und Hausarzt abgestimmt werden. Angebote für Beckenbodengymnastik kennt ihre KG. Bitte aber Sinn der Beckenbodengymnastik erst mit dem Arzt absprechen, weil es nicht in jedem Fall hilft.

    dino: Sehr geehrter Herr Van Schayk. Ich weiss seit 14 Jahren das ich MS habe, seit einigen Monaten habe ich leider auch vermehrt Probleme mit der Blase. Seit August leider auch ein Durchfallproblem. Ich habe es aber nie im Zusammenhang mit der MS gesehen (höchstens mit der veränderten Formel von Rebif), da ich immer dachte das da das Problem eher die Verstopfung ist (womit ich auch eher immer Probleme hatte). Da aber wie gerade im Chat gelesen anscheinend auch andere MS-Patienten damit Probleme haben, würde ich gerne Wissen ob der Durchfall auch etwas mit der MS zu tun haben kann und ob man dagegen was machen kann. Bezüglich der Blase wüsste ich gerne ob das schlimmer werden kann. Im Moment beeinträchtigt es mich nur wenn ich für eine längere Zeit keine Toilette in der Nähe weiss. Vielen Dank

    Dr. Rudolf van Schayck: Lieber Dino, ich glaube auch, dass es mit Rebif nichts zu tun hat. Obstipation ist die deutlich häufigere MS-bedingte Störung der Darmentleerung, aber Durchfall kommt auch vor. Es gibt auch die Situation der sogenannte Pseudodiarrhoe bei massiver Verstopfung und Kotsteinen. Zu empfehlen sind regelmäßiger Toilettengang zum Abführen, ggf. symptomatische Diarrhoebehandlung mit Imodium, ggf. internistische Klärung anderer Durchfallursachen. Die Blasenstörung kann, muss aber nicht schlimmer werden.

    Tom: Guten Abend.Alle Medis haben bei mir bisher versagt (v.a. wegen NW's) bei imperativem Harndrang.Ist Botox eine Alternative?Wo kann man eine solche Bhandlung durchführen?

    Dr. Rudolf van Schayck: Lieber Tom, ja, die Injektion von Botulinumtoxin in den Blasenmuskel ist ein neues Verfahren zur Dämpfung des überaktiven Blasenmuskels. Es ist ein invasives Behandlungsverfahren, wenn auch wenig gefährlich. Eine urologische Untersuchung und Indikationsstellung ist immer zu empfehlen. Der Urologe kennt i.d.R. auch die Kliniken, die den Eingriff anbieten. Wirkdauer der Botulinumtoxinbehandlung durchschnittlich 8 - 9 Monate.

    Moni: Sehr geehrter Herr Dr.Rudolf van Schayck, ich leide nicht unter Durchfall. Nur Blähungen. Ich halte mich nicht an eine besondere Diät. Natürlich versuche ich Nahrungsmittel zu meiden, die blähen. Ich verzichte nur weitgehend auf Schweinefleisch und fette Produkte. Ich ernähre mich aber schon seit einigen Jahren auf diese Weise. Viel Obst und Gemüse. Aber wie schon erwähnt, habe ich die Probleme mit den Blähungen, die ich nicht kontrollieren kann erst seit kurzem. Danke für ihr Interesse. Moni

    Dr. Rudolf van Schayck: Liebe Moni, als Neurologe darf man nicht nur immer an MS denken. Deshalb bitte Rücksprache mit Internisten wegen anderer Ursachen chronischer Blähungen: Laktoseintoleranz, einheimische Sprue etc. Ansonsten Versuch der Behandlung der Blähungen wie beim Säugling mit Sab Simplex, etc. Physiotherapie (Bauchmuskeltraining, Kolonmassage) sind vielleicht auch hilfreich. Übelriechende Flatulenz (= stinkende Püpse) sind vielleicht auch Hinweis auf eine schlechte Darmflora: Versuch mit Bifidokulturen (verschiedene Joghurts) oder Mutaflor (E. Nissle) oder Perenterol (Saccharomyces boulardii). Tägliche Stuhlentleerung einhalten, ausreichend Flüssigkeit und körperliche Bewegung.

    pascal: was würden sie empfehlen bei restharn über 100ml täglich? es wurde eine DSD festgestellt vor dem katheter habe ich angst danke

    Dr. Rudolf van Schayck: Lieber Pascal, Angst verstehe ich. Besprechen der Situation mit dem Urologen. Falls vertretbar, konservative Behandlung, Blasentraining/Beckenbodentraining, unterstützend medikamentöse Therapie.

    pascal: noch eine frage haben sie erfahrung mit bklasenschrittmachern? wann ist das sinnvoll? danke

    Dr. Rudolf van Schayck: Lieber Pascal, Blasenschrittmacher gehören zu den apparativen und invasiven Behandlungsmethoden, die man erst durchführt, wenn alles andere (= Medikamente und konservative Therapie) nicht mehr helfen. Die Methoden werden von urologischen Kliniken und Universitätskliniken angeboten. Bei MS ist die Indikation sicher streng zu stellen und an erfahrene und spezialisierte Zentren gebunden. Vorher wird immer von diesen Zentren eine ausführliche Diagnostik durchgeführt mit Uroflowmetrie u.a. Spezialuntersuchungen.

    Paul: Hallo Dr. van Schayck, habe starken Harndrang. Muss nachts deshalb mehrmals raus, auch tagsüber ist häufiges Wasserlassen lästig. Mein Urologe hat mir Spasmolyt verschrieben, dass ich über längere Zeit ohne großen Erfolg genommen habe. Hab auch mit der Dosis experimentiert. Im übrigen ist mein PSA-Wert seit etwa einem Jahr erhöht. Ich bin der Ansicht, dass der genannte Komplex auf die MS zurückzuführen ist, "Fehlermeldung" Harndrang, ähnlich wie Missempfindungen. Habe mich inzwischen auch damit arrangiert und gedenke, künftig nichts weiter in diers Richtung zu unternehmen. Mein Urologe meint aber, dass auf die Dauer meine Blase und in der Folge dann die Niere geschädigt werden kann. Ihre Meinung? Ihre Tipps gegen Harndrang?

    Dr. Rudolf van Schayck: Lieber Paul, Harnaufstau und Nierenschädigung kann der Urologe aber durch Ultraschall und Laboruntersuchungen aussschließen. Da ist man nicht auf bloße Vermutungen angewiesen. Spasmolyt: Dosis bis 3 x 15 mg getestet? Vielleicht noch einen anderen Wirkstoff ausprobieren, z.B. Tolterodin (Detrositol) oder retadiertes Oxybutynin. Wenn Medikamente nicht helfen, durchaus Versuch mit Blasentraining zur Desensibilisierung der Blase. Problem des erhöhten PSA-Wertes muß unbedingt mit dem Urologen besprochen werden.

    Tom: Bester Dank für die Antwort.Geht die Botoxbehandlung immer mit Katheterisieren einher?Wäre es vielleicht sinnvoll,diese ganze Behandlung inkl. Erlernen des Katheterisierens im Rahmen einer Reha durchzuführen?

    Dr. Rudolf van Schayck: Lieber Tom, Botox-Behandlung muß nicht zwangsläufig mit Katheterisieren einher gehen. Die Methode ist in Reha-Einrichtungen für Querschnittspatienten entwickelt worden. Dort hat man wohl das größte Know how. In BW kenne ich als Reha-MS-Kliniken den Quellenhof in Bad Wildbad und die Kliniken Schmieder Konstanz. Soweit mir bekannt, führen beide aber keine Botulinumtoxin in die Blase selbst durch. Das Erlernen der Selbstkatheterisierung gehört zum Standard jeder neurologischen Reha-Klinik.

    Samantha: Sehr geehrter Herr Dr. van Schayck, ich habe zwei Fragen: 1. besteht bei der Einnahme von Blasenspasmolytikum gegen überaktive Blase, z. B. dem von Ihnen erwähnten Mictonorm, die Gefahr, dass es dann erstmals zu Restharnbildung kommt? und 2. kann Beckenbodentraining den Schließmuskel beeinflussen oder den Detrusor oder wie wirkt diese Gymnastik überhaupt?

    Dr. Rudolf van Schayck: Liebe Samantha, ja, wenn das Anticholinergikum stark wirkt, kann es durchaus zu einer unvollständigen Blasenentleerung kommen (= Restharnbildung). Deshalb sollte unter Medikation der Restharn durch Ultraschall oder Einmalkatheterisierung überprüft werden. Beckenbodentraining trainiert vor allem den willkürlich beeinflußbaren äußeren Harnschließmuskel. In einer klinischen Studie war elektrische Stimulation mit anschließendem Beckenbodentraining wirksamer als Placebo und hat Harndrang, Miktionshäufigkeit und Inkontinenz gebessert. Beckenbodentraining verstärkt also nicht nur die Blasenverschlußmechanismen sondern verbessert auch allgemein die Blasenkontrolle und erhöht die Blasenkapazität. KG wirkt förderlich auch durch Besserung einer Spastik. Das kommt der Blasenkontrolle zu Gute.

    Moderator Patricia Fleischmann: Kleiner Hinweis @ Herrn Dr. van Schayck: Unten sind noch die Fragen von dino, 2 x pascal und Paul offen.

    Paul: Der PSA-Wert liegt bei 3,0 bis 3,2. "Altersabhängiger Normbereich" :-) Ist das wirklich zu hoch? Bin 48. Nächste Woche mach ich wieder PSA-Wert-Bestimmung. Mein Uro meint: "beobachten"...

    Dr. Rudolf van Schayck: Ich denke, der Urologe hat Recht.

    Paul: Ach ja: die Prostata ist wohl "etwas" vergrößert, aber ohne Befund.

    Dr. Rudolf van Schayck: Der PSA-Wert ist natürlich der klassische Wert bei der Suche nach einem bösartigen Prostatakarzinom. Leichte Prostatavergrößerungen sind aber sehr häufig und i.d.R. unproblematisch und gutartig. Also keine Sorge. Schließlich sind Sie beim entsprechenden Facharzt in guten Händen.

    Tom: Kann man Minirin auch täglich benutzen?Oder sollte man auf gelegentlich (Theaterbesuch,Kino,etc.) reduzieren?(Bei mir wirkt es ganz gut und zuverlässig)

    Dr. Rudolf van Schayck: Lieber Tom, Minirin ist als Medikament bei der Enuresis Nocturna (nächtliches Einnässen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen) zugelassen. Dabei wird über einen gewissen Zeitraum täglich Medikament gegeben. Die Antwort ist also ja, es kann täglich verwendet werden. Hat das übermäßige nächtliche Wasserlassen jedoch seine Ursache in einem überaktiven Blasenmuskel, kann man alternativ auch mit einem Anticholinergikum behandeln. Begleitend zu Minirin sollte die abendliche Trinkmenge reduziert werden. Zu Beginn der Minirin-Behandlung sollten Blutdruck, Gewicht und Serum-Natrium überwacht werden um Nebenwirkungen zu verhindern.

    Moderator Patricia Fleischmann: Liebe Chatter, haben Sie vielen Dank für Ihre Beiträge. Der AMSEL-Chat schließt zwar für heute und Herrn Dr. van Schayck gilt unser großer Dank für sein ehrenamtliches Engagement hier. Doch Sie können auch zwischen den Chats Expertenmeinungen per E-Mail einholen: Einfach an expertenrat@amsel.de schreiben. - Ich wünsche allen eine schönen Abend, eine möglichst gute Zeit und vielleicht begegnen wir uns ja in zwei Wochen wieder, wenn Prof. Tumani Fragen zur (Eskalations-) Therapie beantwortet.

    Redaktion: AMSEL e.V., 21.10.2008