MS im Doppelpack

Deborah (40) ist die körperliche Stütze ihrer kleinen Familie. Von der Fatigue und seltenen Schüben abgesehen, lässt ihre MS sie weitgehend in Ruhe. Ihr Mann Michael hat die progrediente Form der MS, ist mit dem Rollstuhl zwar recht mobil, aber zum Toben mit der gemeinsamen Tochter Ella (6) reicht es nur bedingt. Kennen gelernt haben sich die beiden in einer Reha im Quellenhof. Als Deborah schwanger wurde, war ihr Glück perfekt. Schwangerschaft und Entbindung verliefen problemlos. Seither geht sie in ihrer Mutterrolle auf, bezeichnet sie als ihr größtes Hobby neben dem Fotografieren, Basteln und Dekorieren der Wohnung. Mit Erziehung, Haushalt und Michaels Pflege ist sie voll ausgelastet. Stress und mentale Belastungen, so ihre Erfahrung, triggern ihre MS an. Insbesondere die Isolation während der Corona-Zeit setzte ihr zu und führte prompt zu einem Schub. In schwierigen Situationen spricht sie sich mit ihrem Credo „bleibe positiv, denke positiv“ selbst Mut zu.

„Eigentlich,“ so die Schorndorferin, „bin ich längst da, wo ich schon immer hinwollte.“ Dass sie Ella beispielsweise das Fahrradfahren nicht selbst beibringen kann, weil das ihr Gleichgewichtssinn bzw. die Fatigue nicht hergibt, ist zweitrangig und wurde von ihrem Schwager übernommen, der auch ab und zu bei der Gartenarbeit aushilft, wenn sie sich zu kraftlos fühlt. Auch ihre Schwester, die Eltern und Schwiegereltern sind stets an ihrer Seite. Loslassen, den Dingen, auch der MS, ihren Lauf lassen sei eine Quelle der Entlastung. So ermuntert sie andere MS-Betroffene, der Krankheit zwar Respekt zu zollen, ihr aber nicht zu viel Raum zu geben und offen über ihre Beeinträchtigungen zu reden, Hilfe anzunehmen.

Ihre Zukunft sieht sie auf der süßen Seite: „Meine Zukunft mit MS ist wie eine Schachtel Pralinen.“ Einige ihrer Lieblingspralinen sind bestimmt drin, da ist sich die Optimistin sicher.