Lebensmotto „Just do it“

Wozu planen, wenn das Leben selbst die entscheidenden Weichen stellt? Michael (56) arbeitete in einer Führungsposition bei einer Bank, ein Workaholic aus dem Bilderbuch. Sein Plan: Er wollte mit 55 aufhören zu arbeiten. Erste Planänderung: MS-Diagnose 2004. Im weiteren Verlauf musste er auf die Führungsverantwortung verzichten, seine Arbeitszeit reduzieren und sich mit dem Rollstuhl anfreunden. Zweite Planänderung: 2014 lernte er überraschend in der Reha die ebenfalls MS-betroffene Deborah kennen. Drei Jahre später: Heirat und Geburt ihrer Tochter Ella. Vorgezogene Rente, Familienleben zu dritt, dazu der Kauf einer Wohnung – das passte nicht mehr zusammen, und deshalb arbeitet Michael auch heute noch mit großem Spaß für die Bank. Sein Wunsch an die Zukunft: Das langsame Fortschreiten seiner MS soll zumindest keine Fahrt aufnehmen, damit er sein Tagespensum beibehalten und gut für seine Familie sorgen kann.

Was ihn die MS gelehrt hat? Früher definierte sich Michael über seinen Beruf, seine Worte: „Ich bin mein Job“. Heute sagt er: „Ich bin ich, ob mit MS oder ohne.“ Kraft schöpft er nun nicht mehr aus der Anerkennung im Beruf, sondern aus sich selbst und seiner Familie. Wegen des ausgeglichenen Klimas auf die Kanarischen Inseln auswandern – sein Traum muss für die nächsten Jahre Traum bleiben, denn erstens soll Ella nicht aus ihrem Umfeld gerissen werden. Und zweitens müsste Deborahs Familie direkt mitauswandern, denn ohne ihre Familie würde seine Frau das Land niemals verlassen. Und er nicht ohne sie. In erster Linie müssten aber die finanziellen Mittel dafür vorhanden sein.

MS-Neulingen empfiehlt er, die Krankheit zu respektieren und den Glauben an sich selbst nie zu verlieren. Hilfe anzunehmen bedeute nicht etwa Schwäche, sondern im Gegenteil Stärke. Die AMSEL, so der Betriebswirt, habe ihn von Anfang an in allen Fragen unterstützt und werde immer einen Platz in seinem Leben haben. Und seine Zukunft mit MS? „Meine MS wird mich nicht davon abbringen, meinen Weg so weiterzugehen, wie ich es möchte.“