Der Glaube an das Leben kann Berge versetzen

Und dieser Glaube hat Matthias (54) über manche Tiefen hinweggeholfen. Die Diagnose MS bekam er im Jahr 2000, den ersten Schub hatte er vermutlich schon 1997. Die ersten Jahre waren hart für den jungen Familienvater. Medikamentös ist er gut eingestellt, hat er inzwischen nur selten einen Schub mit milden Symptomen und ist größtenteils zu Fuß unterwegs. Einen Rollstuhl braucht er nur im Ausnahmefall.

Seit 10 Jahren leitet der Schopfheimer die AMSEL-Initiative Lörrach und Dreiländereck und freut sich, wenn er Betroffene coachen und ihnen Wege für den Umgang mit ihrer Krankheit aufzeigen kann. Ihnen rät er, Hilfsangebote anzunehmen, bei Problemen die Profis der AMSEL einzuschalten und selbst in der Aktion zu bleiben. Ihn selbst hat die MS die Freude an kleinen Dingen gelehrt, den Dingen des Lebens eine neue Wertigkeit gegeben. Luxus bedeutet heute für ihn am Strand sitzen, aufs Meer schauen, vielleicht mit einem Drink in der Hand. Mehr braucht er nicht. Doch, seine „wahnsinnig starke Frau“ natürlich, die ihn seit den Anfängen der MS tatkräftig unterstützt. Solange er mit ihr lachend durchs Leben gehen kann, ist seine Welt in Ordnung. Ihre zwei Töchter sind längst aus dem Haus, haben ihr Leben selbst in die Hand genommen.

So sieht er auch seine eigene Zukunft: „Meine Zukunft mit MS nehme ich selbst in die Hand“. Wenn er eines Tages komplett auf seine Medikamente verzichten könnte, wäre das sein größtes Glück. Wenn sich dann noch die Weltlage beruhigen würde … Aber einen „klitzekleinen“ privaten Wunsch hätte er obendrein: Er würde gerne bald Opa werden.

Sein Lebensmotto formuliert Matthias mit dem englisch-schweizerischen Rockmusiker Steve Lee: „Das Leben ist zu kurz – machen wir das Beste daraus“ und braust gerne auf seinem Motorrad davon. Der Fahrtwind um die Nase, das Gefühl von Freiheit beflügeln ihn auch für die schlechteren Tage.