Eines der Kriterien ist doch die Entzündungsaktivität, d.h. das Vorhandensein von kontrastmittelaufnehmenden Läsionen im MR, oder? Jetzt sagt mein Neuro aber selbst, dass selbst modernste Scanner nie alle Schichten im MR abbilden. Bei Vergleichs-MR ist das noch krasser, wenn man nicht in der selben Röhre war wie beim vorigen MR. Er geht immer mehr nach Symptomen, auch wenn am MR nix zu sehen ist, also z.B. Kribbeln in Daumen, Zeigefinger und Ringfinger und Taubheitsgefühle am Ellbogen deutet auf eine Läsion in C3 (glaube ich) hin, und behandelt dann symptomatisch.
Ich glaube, ich hatte nach gut 12 Jahren zum ersten Mal auf einem MR wirklich eindeutig eine kontrastmittelaufnehmende Läsion, vorher waren sie nur zu erahnen und die Symptome haben sich unter Kortison immer gut zurückgebildet, deswegen auch RRMS. Ich glaube deswegen auch nicht wirklich an die Aussagekraft einer Verlaufskontrolle mit MR, weil ja unmöglich alles zu 100 % untersucht werden können. Mein Neuro meinte mal, nur eine Biopsie (post mortem) kann wirklich alles zeigen. Was meint ihr?
P.S. Und jetzt bei den neuen Medis, die nur für eine bestimmte Patientengruppe zugelassen sind, wird sich doch jeder vernünftige Arzt davor hüten, dich als SPMS zu diagnostizieren, weil er dich dann jeder Chance beraubt, diese Medikamente verordnet zu bekommen…

Hi Radlerin,

nein, die einzelnen MS Formen lassen sich nicht am MRT feststellen.

Nur durch die Symptombeschreibung lässt sich das ermitteln.

Bei der PPMS gibt es am Anfang der Krankheit eine Phase der Entzündungsaktivität, aber keine “Schübe” sondern eine schleichende Verschlechterung.

Bei dem neuen PPMS Medikament Ocrelizumab proofitieren nur wenige davon, am meisten profitieren die noch davon, die am Anfang der Krankheit sind und im MRT eine Entzündungsaktivität nachweisbar ist.
Bei PPMSler ohne nachweisbarer MRT Entzündungsaktivität hat Ocrelizumab keine Wirkung gezeigt.

Grüße
Lucy

Ich sehe, dass ein wenig anders als ihr.

Grund ist die praktische Entscheidungdynamik beim Patienten und bei Ärzten. Was ich damit meine skizziere ich jetzt.

Wenn man also plötzlich glaubt, einen schleichenden Verlauf zu haben ändern sich die Therapieoptionen. Das kann soweit gehen, dass man austherapiert ist. Der Patient wird wahrscheinlich unrationale Konstrukte aufziehen und das “glaubt” gegenüber dem Arzt überbetonen, so dass er in “Hoffnung” weitermachen kann wie bisher.

Dabei ist es rationalgesehen die Chance, von einem Medikament mit schwacher Wirkungsbilanz und in seinem Falle mit Null-Wirkung aber Nebenwirkungen wegzukommen. Freilich die Verlaufsperspektive bleibt vermutlich gleich gut, nicht besser.

So jetzt zum MRT: Die Verlaufsbilder müssen diesen Weg 100% unterstützen. Nur so ist der Patient zu rationalen Entscheidungen zu bewegen.

Ich wurde erst “richtig” SPMS als sich meine Sprache geändert hat. Also von der eigenen Einschätzung “ich glaube ich bin SPMS” zu “ich bin SPMS”. Vorher war alles eine ärztlich formulierte Vermutung. Alles imho.

Also dein ‘Prinzip Hoffnung’ a’la “vielleicht bin ich ja doch noch RRMS und das MRT - Bild ist einfach nur ungenau” teile ich nicht.

Bei mir waren es die Interferon-Antikörper. Ich hatte keine, also hätte es vielleicht doch noch wirken können.

Ich halte die MRT - Diagnostik für ein mächtiges Hilfsmittel, das dringend bei wichtigen Fragestellungen (z.B. mögliche Therapieoptionen) mit bewertet werden sollte. Seine Stärke kann sie natürlich nur ausspielen, wenn der Verlauf durch MRT - Bilder begleitet ist.

Ob RRMS, SPMS oder PPMS anhand von mrt - VERLAUFs - bildern leicht einzuschätzen ist, weiß ich nicht. Ob man das allein auf Grund der Bilder sagen kann, glaube ich nicht. Aber die Bilder müssen mit dem diagnostizierten Verlauf korrelieren. Schwächen des Verfahrens gibt es. Daher ist eine 100% Gewissheit nicht gegeben.

Dem gegenüber stehen aber mögliche Fehlentscheidungen die auf Hoffnungen gründen.