Ich hatte mich für eine Cortison-Intervallbehandlung bei langjähriger SPMS interessiert und mein Neuro hat folgendes dazu geschrieben : (Fax)

Man kann statt einer Infusion mit 3x 500ml Urbason (Prednisolon) auch Tabletten nehmen.

  • Ob jetzt Prednisolon oder Dexamethason (Fortecortin) hat er nicht gesagt.
    Früher hat er immer auf Infusionen bestanden…

  • Jedes Mal wenn ich mit Ihm telefonieren will ist es außerhalb der Sprechzeit aber das will jetzt mal genau klären, auch die Dosis der Tabletten.

LG
Uwe

LG
Uwe

Und was ist nun deine Frage oder wolltest du uns nur davon erzählen?

Hallo Uwe,

erster Fehler deines Neuros: Urbason ist nicht Prednisolon, sondern Methylprednisolon! (Den würde ich gleich mal nachsitzen lassen!) Lass dir nicht weismachen, dass das egal ist. Ist es nicht! Die Methylierung schwächt die mineralocorticoiden Nebenwirkungen des Prednisolons etwas ab, aber sie sind immer noch vorhanden.

Prednisolon (Solu-Decortin H) habe ich bei meinem Diagnose-Schub 2005 infundiert bekommen, 4 x 500 mg, und diese Tölpel im Weißkittel hatten die Fachinformation dazu nicht gelesen. (Brauchen wir nicht, wir können’s so!) Sie hatten den Warnhinweis ignoriert, dass bei hohen Dosen der Serumkaliumspiegel zu kontrollieren ist.

Nach der zweiten Infusion hatte ich bereits Herzrasen (220/min), hatte also durch 2 x 500 mg Prednisolon bereits eine Hypokaliämie bekommen. Ich war kurz vor dem Umzug auf die Intensivstation. Mit einer Menge Betablocker bremsten sie dann mein Herzrasen ab. Auf die Idee, mir Kalium zu geben, kamen sie nicht!

Ich bin überzeugt, dass die Cortison-Todesfälle, durch die in den 70er Jahren mancher Arzt traumatisiert und zum fanatischen Cortison-Hasser wurde, auf Behandlungsfehler wie diesen zurückzuführen waren. Darum gilt bei der gefährlichen Kombination Neurologe & Cortison immer: Vertrauen ist gut - Kontrolle ist besser!

Ich würde weder Prednisolon (Decortin H) noch Methylprednisolon (Urbason) nehmen, sondern Dexamethason (Fortecortin). Es gibt von allen Cortisonen jede Menge Generika, man muss also nicht das Originalpräparat nehmen (und auch nicht den Originalnamen erwähnen).

Dexamethason hat fast gar keine mineralocorticoiden Nebenwirkungen, außerdem ist es besser schrankengängig als die beiden anderen, nicht fluorierten Corticoide. Durch seine sehr lange Halbwertszeit schleicht es sich sozusagen selbst aus.

Die Standarddosis beim Dexamethason ist 40 mg am Tag, fünf Tage lang; die Gesamtdosis ist frühmorgens einzunehmen. Höhere Dosen bekommt man fast nur stationär. Die 40 mg sind die Dosis für einen erwachsenen Mann; Frauen und Senioren brauchen weniger. 40 mg ist auch das Kaliber der gängigsten Dexa-Fertigspritze.

Ich nehme am 1. und 2. Tag 32 mg und gehe dann runter. Da Dexamethason eine sehr lange Halbwertszeit hat, kumuliert es; es wird langsamer abgebaut als zugeführt. Wieviel du brauchst, kannst du nur selbst ermitteln, innerhalb des “Dosierungsfensters” von max. 40 mg/d.

Als Begleitmedikation nimmt man lege artis einen Protonenpumpeninhibitor (PPI, z.B. Omeprazol) und einen Thromboseschutz (z.B. Heparin s.c.). Außerdem isst man glucosearm, da der Blutzucker unter Cortison gerne mal entgleist.

Die “intermittierenden Steroid-Pulse” sind schon lange eine gebräuchliche Behandlungsoption bei progredienten Verläufen; mir hilft ein solches “System Reset” immer mal wieder auf die Beine.

Liebe Grüße
Renate

ich schlucke weder protonenpumpenhemmer noch mach ich thromboseschutz. geht immer problemlos, da ich nie länger als 5 aufeinanderfolgende tage dexamethason nehme. da ich untergewichtig bin, ist auch diabetes kein risiko.

meine diversen internisten - behandelnde und mir bekannte - haben mich darin bestärkt.

Und was ist nun deine Frage oder wolltest du uns nur davon erzählen?

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Welche Erfahrungen habt ihr diesbezüglich mit eurem Neuro?

LG
Uwe

Mit dem “Prednisolon” hatte ICH mich verschrieben, meinte natürlich Methyl-Prednisolon… :wink:

Ich habe die Urbason-Infusionen bis hin zu 3x 2.000mg immer bestens vertragen, keine Probleme.
Aber dazu müsste ich in die Praxis und da komme ich momentan nur sehr mühsam hin.

  • Deshalb meine Frage nach den alternativen Tabletten.

Besten Dank für Deine info.

LG
Uwe

Auch ich hatte bei meinen Cortison-Einsätzen weder Protonenpumpenhemmer noch Thromboseschutz gemacht. Nur Magenschutz (Ranidin)
Hatte damit nie Probleme.

LG
Uwe

Hallo Moritz,

jeder, wie er’s verträgt! Ich kriege ohne einen PPI Sodbrennen, und habe durch mein Vorhofflimmern ein erhöhtes Thromboserisiko. - Alles individualisiert und evidenzbasiert! Es gibt bei Cortisonen keine allgemeingültigen Vorschriften. Es freut mich, dass auch du dich für das gute alte Dexamethason entschieden hast! 5 Tage sind OK.

Die Becksche Optikusneuritis-“Studie” war so seriös wie Waschmittelwerbung; Roy W. Beck wollte damit nur Reklame für die Firma machen, die er zu gründen im Begriff war, das “Jaeb Center for Health Research” in Tampa, Florida (gegr. 1993). Davon kann sich jeder selbst überzeugen, der
ein bisschen in der amerikanischen Literatur recherchiert.

Liebe Grüße
Renate