Hallo leonmaus, interessant für mich, dass Du das gerade jetzt ansprichst. Genau solche oder doch zumindest ähnliche Gedanken habe ich immer wieder. Ich frage mich, wie es anderen, die genau, wie ich von MS betroffen sind, geht. Dabei weiß ich nicht, ob Du jetzt das körperliche meinst, also, wie wir so mit unseren Behinderungen umgehen. Oder ob Du wissen willst, wie es psychisch so aussieht.
So, wie Du schreibst, dass Du manchmal beim kleinsten Funken aus der Haut fahren könntest, geht es mir eigentlich nie. Bin halt eine Kämpferin, die sich schwer tut, aufzugeben. Aber ich kenne die Hilflosigkeit, die dahintersteckt.
Dabei habe ich Gefühle, die meist in 2 Richtungen gehen.
Erstens denke ich, ich bin nicht alleine mit meinem Schicksal, ein bisschen gehandicapt zu sein, das tröstet mich ein wenig, wenn auch nicht sehr viel. Aber diesen Gedanken empfinde ich als positiv, wenn auch nicht so mächtig.
Man sieht auf der Straße oder auch in Filmen andere Menschen, die ganz normal leben, ihren Urlaub planen, spazieren gehen oder sogar schnell laufen bzw. joggen, das mach mich ein bisschen neidisch. Da denke ich, die wissen gar nicht, wie gut es ihnen geht. Wäre ich an ihrer Stelle, ich würde wahrscheinlich mein Leben ändern, Wander-Touren starten, Sport ohne Ende machen und so weiter. All das, was ich jetzt vermisse. Und ich hätte den ganzen Tag gute Laune. Jedenfalls in meiner Phantasie.
Auf der anderen Seite beschäftige ich mich viel mit meinem Körper, viel mehr, als vor der Krankheit. Damals hat ja alles einfach so funktioniert, war problemlos. Jetzt achte ich auf Ernährung, darauf, dass ich versuche, weiter gehen zu können, mache Meditation, so gut ich kann. Physio ist auch sehr wichtig, ich sauge alles auf, was der Therapeut so als Ratschlag parat hat. Laufen kann ich meist problemlos, wenn auch nicht mehr so weit und dauerhaft. Städtereisen wären schon ein kleines Problem, außer, man macht oft Pausen zum Regenerieren.
Leider denke ich auch manchmal in eine dritte Richtung. Dann nämlich, wenn ich in die Zukunft schaue, daran denke, wie ich später mal leben werde. Vielleicht alleine, ziemlich eingeschränkt, bemitleidet, traurig, ohne Perspektive. Dann werde ich wütend, nehme mir vor, alles zu tun, eine solche Zukunft zu verhindern. Eine Option wäre eine Wohngemeinschaft, in der alle MS haben, jeder den anderen so gut versteht und hilft, dass wir insgesamt ein tolles Team sind. Das sind natürlich Tag-Träume, so sehe ich das.
Ich grüße Dich und hoffe für alle, dass wieder bessere Zeiten kommen.