Hallo zusammen,

ich bin seit geraumer Zeit auf der Suche nach einem neuen Job. (Teilzeit)
Einmal habe ich meine MS zugegeben, aber ich hatte schon das Gefühl, damit das Gespräch beendet zu haben…war wohl auch so.

Ich frage mich…darf ich lügen, wenn ich zum Arzt muß wegen des
Gesundheitszeugnisses, oder mache ich mich da sogar strafbar?

Und…jetzt ist es so, das ich durch die MS keine sichtbaren Einschränkungen habe. Aber ein paar Tage im Monat, immer wenn ich zu wenig schlafe (und ich schlafe auch manchmal einfach schlecht) bin
ich morgens trottelig, renne vor Türrahmen, lasse was fallen…usw…
das sind so die Tage, an denen ich mich frage, KÖNNTE ich denn
überhaupt arbeiten gehen?
Jetzt lege ich mich einfach nochmal hin und dann wird´s besser…
Müdigkeit ist ein großes Thema bei mir.

Ist man wegen so was schon behindert? Hätte es Sinn, sich da einen
Behinderungsgrad eintragen zu lassen? Das ist alles so schwammig.
Einen Tag ist alles gut, und dann ist wieder alles Mist. Das kann man doch keinem erzählen…so. Entweder gut oder schlecht, oder?

Und was mache ich mit meiner Jobsuche? Ich bin erst Mitte 40, im Moment aus familiären Gründen noch zuhause (Mutter pflegen)-
aber jetzt schon für immer aufgeben kommt mir auch viel zu früh vor.
Ich denke jeden Tag anders darüber und komme zu keinem gescheiten Ergebnis…

Vielleicht kann mir jemand seine Erfahrungen schildern.
Sonst: Danke fürs Zuhören…:slight_smile:

liebe Grüße,
Nicole

Hallo, ich kann deinen Ärger gut nachvollziehen. Ich denke schon, dass wenn man eine direkte Frage nach dem gesundheitlichen Zustand in bestimmten berufsbranchen, die ms schon angeben muss. Sonst handelt man fahrlässig.
Ich habe, allein wegen der ms und die kognitiven Schwierigkeiten einen gdb von 50 Prozent.

Ich kam noch nicht dazu das ich meine ms beim AG angeben musste. Aber wenn ich mich vor Freunden oute und sage das ich ms habe, ist die Freundschaft zuende. Es wird sich nicht mehr gemeldet, auf Fragen geantwortet.

Auch bei Eltern in der Kita, wo die Eltern davon Wind bekommen haben, meiden nicht nur mich. Sondern deren Kinder dürfen nicht mehr mit meiner Tochter spielen. Das ist so gemein. Aber wenn man die darauf anspricht, bekommt man nur ein “nein, so ist es doch garnicht. Das bildest du dir ein!”

Ich komme mir da immer vor, als wenn ich bescheuert bin.

Ich werde zukünftig besser aufpassen bzw. dass garnicht erst ansprechen.

Lg

Hi Leonmaus,

die Erfahrung, das man im privaten Umfeld besser nichts von der MS
erzählt, habe ich auch schon gemacht.

Allerdings wurde ich nicht gemieden, sondern so mit Mitleid überschüttet
und teilweise schon bevormundet (das war nach meinem Diagnoseschub)
das ich nach etlichen Verweisen auf meine zwar körperlichen Beeinträchtigungen aber nicht geistigen Schäden auch zu einigen den
Kontakt abgebrochen habe. Es war einfach unerträglich für mich.
Und letzten Endes ist es ja dann auch gar nicht so schlimm geworden,
wie sie alle gedacht haben…die Unken.:frowning:

Ich habe übrigens auch Kinder, wenn auch etwas älter. Ich habe es da
immer so gehalten, das ich mich, wenn überhaupt, nur zu dem
aktuellem Problem geäußert, aber nie die Krankheit dahinter erwähnt habe.

Jetzt hatte ich ja nicht so viel, aber ich habe dann z.B. gesagt ich hätte eine Nervenentzündung in der Hand, wenn´s halt aufgefallen ist- stimmte
ja auch irgendwie. Das hat nie wen interessiert so großartig.

Ich glaube übrigens, das ganz viele Menschen mit solchen Informationen,
wie auch über andere schlimme Krankheiten, gar nicht umgehen können und einem deswegen aus dem Weg gehen.
Lass den Kopf nicht hängen deswegen.

Alles Gute Dir!

Hallo Nicole

Das ist ein GANZ heikles Thema
Sich privat zu outen ist schon schwierig, aber beruflich ist es noch komplizierter.

Ich hatte mein berufliches Outing nach 15 Jahren MS (Beim Start hatte ich allerdings noch keine Diagnose) Da hatte ich schon “Leistung” gezeigt, und es war etwas einfacher.

Ich würde mich DRINGEND von einem Anwalt für Arbeitsrecht diesbezüglich beraten lassen. Es kommt sicherlich auf die Branche an, in der Du arbeiten willst.
Wenn Du keine Rechtschutzversicherung hast, investier das Beratungsgeld (50-100 Euro)

  • Bleib auf JEDEN FALL weg vom VdK !! - Diese Aussagen haben rechtlich keinen Bestand.

Alles Gute
Uwe

Hi Nicole,

bei Dir hat die MS noch keine sichtbaren Spuren hinterlassen. Das ist gut so.

MS ist keine Infektionskrankheit und spielt keine Rolle beim Gesundheitszeugnis. Ich würde das einem zukünftigen Arbeitgeber verschweigen.

Hi Nicole,

ich selbst habe mich bei meinem Arbeitgeber wegen meiner MS selbst geoutet. Als ich mich geoutet hatte, war ich schon über 21 Jahre im öffentlichen Dienst beschäftigt und auch Mitglied im Personalrat. Ich bin quasi unkündbar.

Deine berufliche Situation ist anders. Du hast keinen Arbeitsvertrag und du musst erstmal reinkommen in das Berufsleben. Das sieht nicht gut aus. Das du deine Mutter pflegst, ist zwar sehr ehrenhaft, aber das wird nicht finanziell genügend honoriert. Du steckst da wirklich in einen Sumpf, wo es schwierig wird raus zu kommen.

An deiner Stelle würde ich versuchen, erstmal einen Antrag auf Schwerbehinderung zu stellen. Mal sehen was dabei rauskommt.

Hier ein Link dazu

https://www.einfach-teilhaben.de/DE/StdS/Schwerbehinderung/GdB_Ausweis/karte_ausweis_formulare_.html?nn=276622

LG Hexe

Hallo Nicole,
die Rechtssprechung 6 AZR 553/10
https://openjur.de/u/544228.html
finde ich sehr informativ.

Hallo und

vielen Dank für die Antworten. Ich denke, ich werde mich tatsächlich mal
an einen Juristen wenden, um die persönlichen Vor-und Nachteile
zu klären.

Ansonsten muss ich schauen, was ich mir zutraue- ich habe jahrelang gearbeitet, so ist es nicht. Mir ging aber jetzt die Familie vor, das ist
eine gewollte Entscheidung, die mit meinem alten Beruf nicht zu vereinbaren war und ich habe auch nicht ewig Zeit gehabt, mir erst
was Neues zu suchen. Trotzdem war das jetzt richtig für uns hier, aber
ich will halt auch ein paar Stunden am Tag arbeiten.

Alles Gute für Euch!

"Aber wenn ich mich vor Freunden oute und sage das ich ms habe, ist die Freundschaft zuende. Es wird sich nicht mehr gemeldet, auf Fragen geantwortet. "

Das waren dann wohl keine echten Freunde! Auf solche fairweather-friends kann man locker verzichten, finde ich.

Meinen über viele Jahre gewachsenen Freundschaften konnte die MS nichts anhaben. Im Gegenteil, sie sind sogar intensiver geworden, auch weil ich nach meiner leider zu frühen Berentung viel mehr Zeit hatte Freundschaften und Beziehungen zu pflegen.

Hi nicole424,

die Frage wäre erstmal, was willst du beruflich machen?

Ich bin im Außendienst tätig, fahre auch viel Auto und es ist auch für den Betriebsarzt kein Problem mir die Fahrtäuglichkeit zu bescheinigen.

Ich habe dabei mit offenen Karten gespielt, die Ärztin hat ein paar Fragen gestellt und das wars dann.

Grüße
Lucy