Hallo Daniela,
- Krebs unter Imurek: Die Frage nach der Krebsgefahr lässt sich praktisch nicht beantworten. Was nützt es dir, wenn du weißt, 23 % der Anwender kriegen Krebs (fiktive Zahlen!!!)? Du weißt ja trotzdem nicht, ob du zu den 23 % Pechvögeln gehören wirst oder zu den 77 %, die ohne Krebs davonkommen.
Du wüsstest es auch nicht, wenn das Verhältnis 4 : 96 % wäre. Wenn du zu den 4 % gehörst, die Pech gehabt haben, nützen dir die 96 % Glückspilze nichts. Statistiken sind nur interessant für die Vermarktung eines Produkts, dem Einzelfall geben sie nichts.
Außerdem weißt du - selbst wenn du unter Imurek Krebs bekommst - trotzdem nicht, ob der Krebs durch das Imurek verursacht wurde, oder ob du ihn auch ohne diesen Stoff bekommen hättest. Das ist alles rein spekulativ, denn Imurek ist nicht conditio sine qua non für Krebs, d.h. nicht so, wie das Tuberkelbakterium conditio sine qua non für TB ist.
Zu jeder Regel gibt es Ausnahmen, auch beim Imurek. Azathioprin wird bei vielen Autoimmunerkrankungen verabreicht, nicht nur bei MS, auch bei MC, CU, AIH. Es bekommen aber auch viele Leute Krebs oder Leukämie, ohne geraucht oder Imurek genommen zu haben.
Du kannst als Kettenraucherin mit 36 an Lungenkrebs sterben, du kannst aber auch 96 werden wie Helmut Schmidt. (Nur weißt du das vorher nicht.) Wahrscheinlich gilt für Azathioprin dasselbe. Mache die erforderlichen Vorsorgeuntersuchungen (z.B. regelmäßige Blutbildkontrollen); der Arzt, der dir diesen Stoff verschreibt, muss darauf achten.
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PML und Rituximab: Alle -mabs (monoclonal antibodies) können PML verursachen; wie auch andere Immunsuppressiva. Auch Imurek kann PML auslösen. Vor PML sicher bist du eigentlich nur mit den Interferonen und Copaxone.
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Rituximab bei MS: Die -mabs gehören nach meiner Einschätzung zu den Eskalationstherapien, auch wenn die Unterscheidung Basis-/Eskalationstherapien inzwischen von der Pharmaindustrie für obsolet erklärt wurde. Die Pharmaindustrie strebt an, die -mabs als First-Line-Therapien in den Markt zu drücken, vor allem, da an den -mabs viel mehr verdient ist, während die Preise bei den 20 und mehr Jahre alten Basistherapien verfallen.
Ich persönlich habe gegen alle -mabs Vorbehalte; ich finde sie einfach zu gefährlich. Die Konsumenten von MS-Medikamenten werden zu -mabs überredet, mit dem Argument, sie müssten - juhu! - nicht mehr täglich gespritzt werden, sondern nur noch einmal im Monat infundiert. Aber dafür bezahlt man mit hohen Risiken! Wer die eingehen will, muss wissen, was er tut.
Ich würde an deiner Stelle eher downgraden. Rebif 44 müsste doch allmählich ausreichen, ohne Imurek als Add-on. Rebif 44 ist etwa gleich wirkungsstark wie Betaferon/Extavia. Meine MS war vor der Diagnose hochaktiv mit 8 - 10 Schüben in 2 Jahren, aber Betaferon hat sie zuverlässig gestoppt. Das nehme ich immer noch; mehr brauche ich nicht.
Du bist, wenn ich richtig gerechnet habe, etwa Ende 40, da sollte die Krankheitsaktivität nach langjähriger Anwendung eines Hochdosisinterferons schon deutlich nachgelassen haben. Weniger kann manchmal mehr sein.
Liebe Grüße
Renate