Hallo,
wann spricht man von einem Schub? Wenn der Schmerz ohne Veränderung 3 Tage lang bleibt oder wenn der Schmerz mehr als 3 Tage bleibt sich aber abschwächt?

Vielen Dank für eure Antworten und schöne Wochenende.

Lg

Hi Leonmaus03,

das ist die offizielle Definition:

Neue oder eine Reaktivierung bereits zuvor aufgetretener klinischer Ausfälle und Symptome, die subjektiv berichtet oder durch die Untersuchung objektiviert werden können und

  • mindestens 24 Stunden anhalten,
  • mit einem Zeitintervall von = 30 Tagen zum Beginn vorausgegangener Schübe auftreten und
  • nicht durch Änderungen der Körpertemperatur (Uhthoff-Phänomen) oder im Rahmen von Infektionen erklärbar sind.

https://www.dgn.org/leitlinien/2333-ll-31-2012-diagnose-und-therapie-der-multiplen-sklerose#diagnostik

Wie lange dann ein Schub anhält ist sehr unterschiedlich.

Bei Frauen sollte auch immer der Monatszyklus mit betrachtet werden, denn da kann auch die Körpertemperatur leicht schwanken.

Grüße
Lucy

Hallo Leonmaus,

hier die “offizielle” Schubdefinition der DGN:

https://www.dgn.org/leitlinien/2333-ll-31-2012-diagnose-und-therapie-der-multiplen-sklerose#definitionundklassifikation

Damit ist klar, dass etwas, was innerhalb von ein paar Stunden wieder weg ist, noch kein Schub ist. Drei Tage sind aber auch nicht gefordert, es reicht ein Tag (meistens halten die Symptome und Ausfälle ohnehin länger an).

Außerdem ergibt sich daraus, dass ein Schub nur dann vorliegt, wenn “Ausfälle und Symptome” auftreten. Die in der Laienliteratur gelegentlich vorkommenden “stummen Schübe” sind Unsinn, bzw. eine Verwechslung von “Schub” mit “Läsion”.

Nur jede siebte bis zehnte Läsion verursacht auch einen Schub, MS spielt sich größtenteils im Verborgenen ab. Daher kann eine Aussage über die tatsächlich vorhandene Krankheitsaktivität nur anhand eines MRTs gemacht werden, möglichst mit Kontrastmittel.

Die Aussage “Seit ich XYZ nehme, habe ich keine Schübe mehr” beruht also auf einem Trugschluss. Nicht die Schübe sind ein Indikator für die Krankheitsaktivität, sondern die Schrankenstörungen im MRT.

Daher müssen zwischen einer Cortisonbehandlung und einem MRT mit KM vier bis sechs Wochen Pause liegen, denn so lang hält i.d.R. die Wirkung des Cortisons auf die Blut-Hirn-Schranke an.
Leider gibt es auch bei der MS “steroidrefraktäre” Schübe (wie z.B. bei Colitis ulcerosa); dann bleibt noch die Plasmapherese als Behandlungsoption.

Nicht jeder Schub ist schmerzhaft. Viele Ausfälle verursachen keine Schmerzen. Dass ein Schub auch ohne Behandlung abklingt, und dass die Schmerzen und Beschwerden mit der Zeit auch ohne Cortison nachlassen, ist auch normal, nur hinterlässt ein Feuer größere Schäden, wenn man es nicht schnellstmöglich löscht, sondern wartet, bis es von selbst ausgeht.

Wenn das Myelin mal weggefressen ist, geht das betroffene Axon zugrunde. Daher plädieren viele - Ärzte und Betroffene - für eine möglichst schnelle Schubbehandlung.

Mein Hausarzt hat nicht nur eine MS-Patientin hier in der Gegend. Hier in der Pampa, wo es nicht an jeder Ecke einen Neuro gibt, muss auch ein Hausarzt dafür sorgen, dass ein Schub rasch behandelt wird, ehe zuviel Myelin zerfressen worden ist.

In meinem Fall (nicht mehr mobil und ohne Chauffeur) geht das nur mit oralem Cortison zur Selbstmedikation. Das bekomme ich vom Hausarzt und vom Neuro verschrieben. Mein Hausarzt hält schnelles Handeln z.B. auch im Fall einer Blasenentzündung für nötig, und bestückt mich daher auch mit Ciprofloxacin für die Hausapotheke.

Dir auch ein schönes WE und liebe Grüße!
Renate

Danke euch für eure Antworten.

Lg