Hallo Josy
Beobachtungen, wie die MS jenseits des 65. Lebensjahrs verläuft, konnte man vor 20 + x Jahren noch nicht oft machen, weil damals viele MSler dieses Alter gar nicht erreichten. Unsere Lebenserwartung lag etwa 10 Jahre unter der der Normalbevölkerung. Selbst wenn MS-Patienten reich und prominent waren, starben sie früh, wie die Cellistin Jacqueline du Pré, die nur 42 wurde.
So oder so hat die häufigste Form der MS aber zwei Komponenten: eine entzündliche, die mit zunehmender Krankheitsdauer abnimmt, und eine neurodegenerative, die zunimmt. Nach etwa 15 Jahren dominiert meistens die neurodegenerative Komponente, dann ist die MS sekundär progredient, auch wenn zunächst noch vereinzelte Schübe auftreten.
Die PPMS ist sehr wahrscheinlich eine andere Krankheit, da sie histologisch andere Läsionen macht, bei Männern und Frauen gleich häufig auftritt, und auch eine andere ethnische Verteilung hat. Wahrscheinlich wird man die PPMS bald genau so von der RRMS/SPMS unterscheiden wie heute schon die NMO, die man vor ein paar Jahren noch für eine MS-Unterart gehalten hat.
2004 entdeckte man die Aquaporin-4-Antikörper, durch die man die NMO von der MS unterscheidet. Zuvor passierten verheerende Behandlungsfehler: Eine NMO, die irrtümlich für eine MS gehalten und mit MS-Medikamenten behandelt wird, kann sich so verschlimmern, dass man zum Pflegefall wird. Siehe Lucys Posting hier: http://www.amsel.de/multiple-sklerose-forum/index.php?kategorie=forum&kategorie2=forum&tnr=1&mnr=185306&beitragnr=185352
Die Subtypisierung macht zum Glück Fortschritte. Darum ist auch die Liquoranalyse so wichtig. Durch die MRZ-Reaktion im Liquor kann die MS von der NMO ziemlich sicher unterschieden werden: http://www.amsel.de/beratung/expertenchat/index.php%3Fkategorie%3Dchatprotokolle%26anr%3D4456
Generell sind die Unterschiede zwischen den MSen so groß, dass sich keine allgemein gültige Aussage machen lässt, auch nicht über die MS im Alter. Von “mit 70 noch gehfähig mit Stock” bis “längst verstorben” ist alles möglich.
Liebe Grüße
Renate