Hallo,

Ich habe einmal eine Frage zur Entwicklung von MS im Alter. In Studien und Artikeln wird ja gerne mal über die Entwicklung oder auch den Behinderungsgad bis zum Alter von 65 Jahren berichtet.

Wie sieht es eigentlich danach aus. Ist die MS dann immer noch so aktiv wie mit 30 oder 40?

Oder verlangsamt es sich dann, d.h hat man mit 70 nicht mehr so viele Schübe (wenn schubförmig)?

Bin zwar noch lange nicht in dem Alter, aber man hört einfach nie etwas darüber.

Josy

Hallo Josy,
ich bin erst 51, kann Dir also auch nichts dazu sagen. Aber mich interessiert das auch, vor allem in Bezug auf die Wechseljahre!

Finde ich auch interessant, zumal sich lange Zeit der Begriff vom Ausbrennen der MS gehalten hat. Vielleicht gibt es seriöse Untersuchungen, oder es hat sich jemand einmal ausführlich mit dem Thema MS im Alter beschäftigt.

Dazu kann ich Dir leider auch nichts sage, da ich Mitte 40 bin.
Ich meine aber, dass es zu dem Thema MS und Wechseljahre recht viel im DMSG Forum gab. Da kann man ja bald wieder die alten Beiträge lesen.

Hallo Josy

Beobachtungen, wie die MS jenseits des 65. Lebensjahrs verläuft, konnte man vor 20 + x Jahren noch nicht oft machen, weil damals viele MSler dieses Alter gar nicht erreichten. Unsere Lebenserwartung lag etwa 10 Jahre unter der der Normalbevölkerung. Selbst wenn MS-Patienten reich und prominent waren, starben sie früh, wie die Cellistin Jacqueline du Pré, die nur 42 wurde.

So oder so hat die häufigste Form der MS aber zwei Komponenten: eine entzündliche, die mit zunehmender Krankheitsdauer abnimmt, und eine neurodegenerative, die zunimmt. Nach etwa 15 Jahren dominiert meistens die neurodegenerative Komponente, dann ist die MS sekundär progredient, auch wenn zunächst noch vereinzelte Schübe auftreten.

Die PPMS ist sehr wahrscheinlich eine andere Krankheit, da sie histologisch andere Läsionen macht, bei Männern und Frauen gleich häufig auftritt, und auch eine andere ethnische Verteilung hat. Wahrscheinlich wird man die PPMS bald genau so von der RRMS/SPMS unterscheiden wie heute schon die NMO, die man vor ein paar Jahren noch für eine MS-Unterart gehalten hat.

2004 entdeckte man die Aquaporin-4-Antikörper, durch die man die NMO von der MS unterscheidet. Zuvor passierten verheerende Behandlungsfehler: Eine NMO, die irrtümlich für eine MS gehalten und mit MS-Medikamenten behandelt wird, kann sich so verschlimmern, dass man zum Pflegefall wird. Siehe Lucys Posting hier: http://www.amsel.de/multiple-sklerose-forum/index.php?kategorie=forum&kategorie2=forum&tnr=1&mnr=185306&beitragnr=185352

Die Subtypisierung macht zum Glück Fortschritte. Darum ist auch die Liquoranalyse so wichtig. Durch die MRZ-Reaktion im Liquor kann die MS von der NMO ziemlich sicher unterschieden werden: http://www.amsel.de/beratung/expertenchat/index.php%3Fkategorie%3Dchatprotokolle%26anr%3D4456

Generell sind die Unterschiede zwischen den MSen so groß, dass sich keine allgemein gültige Aussage machen lässt, auch nicht über die MS im Alter. Von “mit 70 noch gehfähig mit Stock” bis “längst verstorben” ist alles möglich.

Liebe Grüße
Renate

Hallo Renate
bei mir wurde Liquor im Bürger Hospital 9 Jahre vor der Diagnose MS 1992 gezogen. Damals wurde mir gesagt das die Flüssigkeit klar aussieht. (Mehr weis ich darüber nicht)

In dem Link von Tumani steht “Wenn oligoklonale Banden fehlen, ist die wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass keine MS vorliegt.”
Kann man allein durch Sichtprüfung diese oligoklonale Banden feststellen?
lg Helmut

Hallo Helmut15 bei mir war der liquor auch klar und man hat trotzdem oligonklonale banden gefunden.

Lg

PS und es gibt einen ganz geringen Teil von ms patienten, wo man keine banden findet.

Ging mir genauso :wink:
Als die Doc gesagt haben, dass mein Liquor klar und gut aussieht, bis auf die OKB, dachte ich naiverweise " ist super, dann hab ich nichts" . Welch ein Irrtum ^^

Hallo Helmut,

nein. Die Untersuchung des Liquors erfolgt durch Elektrophorese. Das dabei entstandene Muster von Banden lässt sich durch Anfärben mit Farbstoffen, die spezifisch an die DNA binden, sichtbar machen.

Oligoklonale Banden kommen auch bei anderen Krankheiten vor, z.B.bei der Herpesenzephalitis, der Neurolues und der Neuroborreliose.

Liebe Grüße
Renate

Danke für die Infos olikonale Bandden.

Zu MS im Alter(63) kann ich nichts sagen meine Schübe kann man an einer Hand abzählen. 100m gehe ich auch leichtsinnerweise ohne Stock, ansonsten habe ich auch einen Rollator.
lg Helmut

Bin 68.
Seit 20 jahren besteht bei mir die Diagnose “primär progrediente MS”
Es hat sich alles so schleichend verschlechtert, besser ist bis jetzt leider nichts geworden.
Vor allem belastet mich, dass ich meine Hände und Füße ständig kühlen muss. Jetzt dachte ich mir, dass ich es mal mit Gabapentin versuche . Hat jemand in dieser Hinsicht Erfahrungen?

Das es keine (oder kaum) Berichte über MS jenseits des Alters von 65 Jahren gibt, ist kein Zufall.

Nach der Gesundheitsberichterstattung des Bundes (gbe-bund.de) lag das durchschnittliche Sterbealter von MS Betroffenen im Jahr 2014 bei 65,1 Jahren.

Insofern werden sich zum Thema “MS im Alter” kaum Studienobjekte finden lassen.

An und für sich das einzig positive an der MS: man muss mit ihr wenigstens nicht alt werden.

XXX

Mir sagt die Statistik vor allem, dass die Lebenserwartung in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Wer letztes Jahr mit 65 gestorben ist, hat sehr wahrscheinlich die Krankheit Jahrelang ohne effektive Behandlung erlitten. Ich gehe davon aus, dass die Lebenserwartung weiter steigt. Alle die heute die Krankheit mit Tysabri, Gilenya und Co gut in Schach halten sind ja noch lange nicht 65. Ausserdem potenziert sich Wissen und die Forschung ist jetzt schon sehr weit. Da wird sich in den nächsten Jahren bei der schubförmigen wie suchender protestierten MS sehr viel tun.
Ich denke daher, dass man sehr wohl mit der Krankheit alt werden kann bei akzeptabler Lebensqualität. Extreme gibt es natürlich immer.

Verdammte Worterkennung. “suchender protestierten MS“ soll natürlich “als auch bei der progredienten MS“ heißen