Hallo Maruschka,
als ich vor 11 Jahren mit Betaferon anfing, lag ich nach dem Diagnose-Schub noch im Krankenhaus. So musste ich mir wegen der Spritzschwester nicht den A… aufreißen mit Wohnung putzen, Kaffee kochen oder sowas.
Andererseits war mir klar, dass ich eine Einweisung ins Zusammenbauen der Spritze brauchte, die damals wie heute aus Trockensubstanz plus Salzwasser bestand - aber das Zusammenbauen war mir lieber als kühlpflichtige Fertigspritzen (Rebif) mit Stabilisatoren und Konservierungsmittel.
Ich hatte mich noch nie selbst gespritzt, nicht mal subkutan, aber mir war klar, dass ich das fürs spätere Leben brauchen kann, z.B. wenn ich mal insulinpflichtig werde oder so.
Dass das gestresste und überlastete Klinikpersonal nicht die Zeit hatte, eine Serviceleistung zu erbringen, die Sache des Medikamentenherstellers ist, leuchtete mir natürlich ein. Wenn man sonst einen teuren Artikel kauft, ist der Support ja auch im Preis inbegriffen.
Die ersten Spritzen bekam ich aus der Klinikapotheke, die erste Monatspackung verschrieb mir der Hausarzt; einen niedergelassenen Neuro hatte ich damals noch gar nicht.
Die für mich zuständige Spritzschwester kam “von dr Alb ra”; sie hatte eine relativ weite Anreise (ca. 80 km), dadurch hatte ich sie nur dieses eine Mal an der Backe. Sie war Säuglingsschwester gewesen, hatte aber nach ihrem zweiten Kind den Beruf aufgegeben und machte den Spritzen-Support als Minijob.
Sie kam ins KH mit einer Tüte voll Zubehör und Werbematerial, zeigte mir, wie man die Spritze zusammenbastelt und dass man sie senkrecht zur Haut einsticht, ohne eine Falte zu bilden, und das war’s auch schon.
Ich sollte zu jeder Spritze eine Ibu 400 nehmen, aber ich habe sie bei der 4. oder 5. Spritze vergessen und gemerkt, dass ich sie gar nicht brauchte. Die Spritzschwester rief in den ersten sechs Monaten nach Therapiebeginn noch ein paarmal an und fragte, ob ich was brauche, ein neues Spritzennotizbuch, einen neuen Injektor … dann erklärte sie mir, der Support sei jetzt beendet, und verabschiedete sich.
Betaferon hatte damals schon einen weit geringeren Marktanteil als die Marktführer Avonex und Cop. Nachdem Schering von Bayer geschluckt worden war, wurde der eher noch geringer.
Ich verstand aber auch, dass die “den” Interferonen in der Laienliteratur und den Foren zugeschriebenen angeblich so “belastenden” Nebenwirkungen die vom Avonex sind, während viele Betaferon-Anwender sich gar nicht in den Foren tummeln, sondern ihrem normalen Alltag nachgehen.
Logisch, der regelmäßige Spritzabstand von 48 Stunden macht das Zeug weitaus verträglicher als das Avonex, von dem viele einmal in der Woche total platt sind.
So, jetzt muss ich Fußball glotzen; ein Freund von mir ist Island-Fan und hat zwei Bücher darüber geschrieben. Hoffentlich gibt es kein Elfmeterschießen, das finde ich doof, da bleibt alles an zweien
hängen.
Liebe Grüße
Renate