Hallo Ihr,
ich (w, 45 Jahre) habe schon seit langem mehr oder weniger unerklärliche Beschwerden.
Was mich langsam irritiert, ist, dass bei allen meiner Probleme MS als mögliche Ursache genannt wird. Wenn es nur ein Symptom wäre, ok - aber dass ich immer wieder auf Multiple Sklerose als gemeinsamen Nenner stoße, ist langsam mehr als auffallend.
Den letzten Anstoß, mich hier anzumelden und mich mal bei Euch Betroffenen zu erkundigen, gab heute ein Gespräch mit der Hausärztin, um ein kürzlich gemachtes mrt vom Gehirn und den Befund zu besprechen. Sie sagte, laut mrt hätte ich “leichte Vernarbungen” im Großhirn. Und sagte mir, dass das vom Rauchen käme (ich bin leider tatsächlich sehr starke Raucherin) und ich mir überlegen solle, dieses zu unterlassen, um weitere Schädigungen zu vermeiden.
Ein mrt aus 2013, also vor drei Jahren, hatte noch keine “Vernarbungen” gezeigt.
Nun zu meinen Beschwerden, die mich inzwischen enorm beeinträchtigen.
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Ich habe seit Jahren immer wieder heftige Sehstörungen. Die Augen wurden mehrfach untersucht und ich habe eine vergleichsweise moderate Sehschwäche (zwischen -0,25 und +1 Dioptrin) und inzwischen eine Brille. Diese hilft aber nicht wirklich. Ja, ich sehe damit schärfer/scharf, aber meine wirkliche Missempfindung beim Sehen behebt sie nicht.
Diese ist schwierig zu beschreiben, aber ich versuche es mal: Ich habe das Gefühl, ich sehe wie durch eine Milchglaswand hindurch oder aus einem Guckloch eines dunklen Raums heraus und draußen ist das Licht zu hell. Wie gesagt - sehr schwer zu beschreiben. Irgendwie stimmen die Kontraste nicht und dazu kommt, dass ich nicht richtig fixieren kann bzw. das Gefühl habe, meine Augen fixieren Angesehenes zu langsam. Manchmal “flackert” das Bild sogar für einen kurzen Moment hin und her, als ob meine Augen zucken, bis sie sich auf einen Punkt beruhigen - und selbst dann ist es anstrengend und eher ein Starren.
Darüberhinaus hatte ich über Jahre - das ist inzwischen besser und tritt nur noch selten auf - starke Druckschmerzen hinter dem rechten Auge. Damit war ich bei drei Augenärzten, niemand konnte mir sagen, woher das rührt, die Sehstärke war zu dem Zeitpunkt in Ordnung (bzw. war es nur eine so minimale Sehschwäche, dass alle von einer Brille abgeraten haben). -
Gangunsicherheit und ein steifer Nacken. Ich - motorisch in früheren Zeiten extrem körpersicher - bin gangunsicher geworden über die letzten Jahre. Das äußert sich darin, dass ich mich manchmal sehr konzentrieren muss, um überhaupt ganz normal geradaus zu gehen, ohne “schlingern”. Auf der rechten Seite ist es schlimmer als auf der linken, bei nötigen Ausfallschritten nach rechts bin ich total langsam. Neulich wollte ich einfach nur aufstehen und bin fast gestürzt. Mein rechtes Bein reagiert irgendwie … zu langsam?
Ebenfalls auf der rechten Seite hatte ich schon vor 11 Jahren und noch mal vor etwa 7 Jahren eine starke Fußheberschwäche, vor allem nach Anstrengung. Ich weiß noch, wie mich das das erste Mal schockiert hat. Ich bin damals (2005) etwa 2 km zu Fuß gegangen und konnte plötzlich meinen rechten Fuß nicht mehr richtig heben beim Gehen. Ich weiß noch, wie ich meiner Begleitung ziemlich fassungslos gesagt habe, dass ich keinerlei Idee habe, was plötzlich los ist, aber dass ich den Fuß nicht mehr normal bewegen kann. Dasselbe noch mal 2009 ganz extrem nach einem Spaziergang am Strand, nach dem ich nicht mehr normal zurück zum Ferienhaus gehen konnte, ohne meine Badelatsche ständig zu verlieren, weil mein rechter Fuß sie nicht “festhalten” konnte und mein rechtes Bein seltsam schlenkerte und nachzog beim Gehen. Ich konnte es nicht kontrollieren und bin im Kriechgang zurück zum Haus. Das ist immer mal wieder aufgetreten und hat sich dann nach einiger Zeit wieder gegeben.
Immer mal wieder phasenweise - dann ist es wieder weg - knicke ich häufiger mal mit dem rechten Fuß um, einfach so, ohne Grund.
Auch im Zusammenhang Körperbeherrschung: Ich habe/mache ständig einen steifen Nacken. Das gepaart mit den Problemen mit dem Fixieren/den Augen ist heftig, vor allem, wenn ich gehe und dabei zum Beispiel den Kopf nach rechts drehe, komme ich ins “Torkeln”. Also ist es inzwischen so, dass ich beim Gehen den Kopf konzentriert geradeaus gen Boden richte und stehenbleibe, bevor ich den Kopf und den Blickwinkel ändere. Sonst laufe ich Gefahr, ins Straucheln zu kommen.
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Schwindelgefühle. Diese “Aussetzer” beim Gehen und Sehen lösen ständig Schwindel aus bei mir. Was auch der Grund war, wieso meine Ärztin mich zum CT des Kopfes geschickt hat vor drei Jahren.
Es hatte sich auch noch herausgestellt, dass ich unter einer massiven Blutarmut leide und es wurde vermutet, dass die starken Schwindelgefühl (und auch weitere Probleme) davon kommen. Nur sind meine Blutwerte inzwischen wieder top, diese Probleme aber nicht weg. -
Massive Konzentrationsstörungen und immer wieder Sprachstörungen. Ich vergesse ständig etwas und habe Wortfindungsschwierigkeiten, habe eine ebenfalls sehr zu beschreibende Missempfindung beim Sprechen - als ob mein Mund nicht richtig funktioniert, irgendwie “wattig” und wie leicht betäubt - und nuschele dann auch. Ich höre mich dann entfernt an wie ein Schlaganfallpatient, der sehr langsam spricht und immer mal wieder eine kurze Pause einschiebt, weil er auf ein simples Wort nicht kommt.
Insgesamt habe ich das Gefühl, meine kognitiven Fähigkeiten leiden und ich habe meine Hausärztin sogar schon gefragt, ob man in meinem Alter schon an Demenz erkranken kann.
Irgendwas stimmt ganz gewaltig nicht mit mir. Ich weiß aber nicht was. Das kann doch alles unmöglich “nur” vom Rauchen kommen?
Bei allen Symptomen stoße ich immer wieder auf das Stichwort MS.
Und um ganz ehrlich zu sein hätte ich inzwischen lieber “irgendeine” Diagnose, als gar keine und immer gesagt zu bekommen, dass alles in Ordnung ist bzw. wie heute, dass es am Rauchen liegt …?
Nach dem, was ich über MS gelesen habe, ist eine Diagnose nicht einfach zu stellen, da diese Krankheit jawohl ein Chamäleon zu sein scheint. Und dass viele lange brauchten, bis es diagnostiziert wurde aufgrund der unterschiedlichen Beschwerdebilder.
Aber mal die Frage an Euch: Klingeln bei Euch bei meinen Beschreibungen Warnglocken und sollte ich auf eine nähere Abklärung drängen? Wenn ja, wo (Neurologe, nehme ich an?) und worauf sollte ich achten?
Danke und lieben Gruß
Henriette