Einen schönen guten Tag wünsche ich euch!

Wir sind etwas ratlos, was meine Freundin angeht. Sie scheint irgendwas zu haben, aber es ist unklar, was. Ihre Vermutung (sie ist Medizinstudentin) ist MS. Wir haben nun dazu eine Riesenmenge gelesen und ich bin der Auffassung, das passt nicht, aber uns fehlt eine gute Differentialdiagnose. Und wenn es doch MS ist, wüssten wir das gerne. Ich schreibe einfach mal, was wir bisher probiert haben und was sie für Symptome hat:

Sie ist 25 und hat seit Dezember unterschiedliche Probleme. Sie hatte unter anderem Kribbelparästhesien, die jedoch gewandert sind, Scheuklappensehen auf einem Auge (hielt 15min an einige male im Abstand von 1-2 Wochen) und im Januar Probleme mit dem Gehen (Krämpfe, schnelle Ermüdung), wobei sie 3-4 mal die Woche Sport gemacht hat und es gleichzeitig nicht übertrieben hat. Das alles hielt nur wenige Tage bis zu einer Woche an und hat sich auch ganz unterschiedlich überlappt. Anfangs hatte sie z.B. nur Kribbeln an verschiedenen Stellen.

Zwischendurch gab es auch einzelne Wochen, in denen sie gar keine Beschwerden hatte. Anfang Februar nahm sie ein Pulsieren an verschiedenen Stellen im Körper wahr, das länger blieb, zudem hatte sie an vielen Körperstellen ein Zucken. Das ist nun nicht mehr auffällig oder weg. Zwischendurch empfand sie kalte Gegenstände als sehr heiß. Seit ein paar Tagen hat sie starken Schwankschwindel, der mal mehr, mal weniger ist. Zudem hat sie den Eindruck, dass sie weniger Geschmack empfindet.

Sie hat auch den Eindruck, dass sich ihre Sehkraft verschlechtert hat. Klar ist, dass sie eine neue Brille braucht und sie schielt auch ein wenig (sagte Augenarzt). Das Schielen hat sie jedoch schon immer.

Wir haben im Dezember ein Schädel-MRT, im Januar ein HWS/BWS-MRT und eine Liquorpunktion gemacht und alles ist negativ. Zudem machten wir ein VEP, was ansich ok war, nur verplumpte Potentiale rechts zeigte. SEP zeigte keine Auffälligkeiten. Die Reflexe sind auch da, die klinische Untersuchung ist komplett negativ gewesen. Das alles ist zwar erstmal ganz gut, jedoch schließt das eine MS ja nicht sicher aus, zumal es eben kaum andere Erklärungsmöglichkeiten gibt. Die Borreliose wurde aufgrund des Liquors auch erstmal ausgeschlossen. Sie hatte auch keine Zeckenbisse oder Rötungen innerhalb der letzten Monate. Generell hatte sie nur als kleines Kind einen Zeckenbiss, doch das ist schon über 10 Jahre her.

Ihr Blutbild wurde auch untersucht, dort fand man nichts bis auf eine Eisenmangel-Anämie, die sie jedoch schon seit Jahren hat. Jedoch nimmt sie jetzt seit Anfang Januar Eisentabletten, sodass Hämoglobin sowie Ferritin wieder höher sind. TSH (Schilddrüse) ist normal, B12 im Serum gibt es genug, auch sonst wurden keine Mängel fest gestellt. Sie nimmt keine Medikamente bis auf die Pille (dort gab es auch keinen Wechsel in den letzten Jahren) und seit ein paar Wochen Vitamin D, um einem möglichen Mangel dort entgegenzuwirken (und weil es gegen Schübe bei MS ja vorbeugen könnte).

Wir sind ein wenig ratlos. Da die Psyche eine Rolle spielen kann und sie durchaus auch häufiger Angst und Sorge hatte, macht sie seit 3 Wochen eine Psychotherapie. Sie ist seit einer Woche auch viel gelassener und wirkt fröhlicher. Doch jetzt der plötzliche Schwankschwindel… Wenn die Psyche wieder passt, wie erklärt man den dann? Sie hat seit ein paar Tagen auch Verspannungen im Nacken, doch die erklären anscheinend einen Schwankschwindel nicht, da hat sie sich informiert. Sie hatte übrigens auch keinerlei Unfälle.

Aufällig ist, dass sie innerhalb der letzten 1-2 Wochen auch eine Migräne ohne Kopfschmerzen, also nur mit Aura hatte.

Nach dem Urlaub werden wir wohl eine MS-Klinik aufsuchen, um NOCHMAL alles testen zu lassen.

Uns fehlt einfach eine vernünftige Differentialdiagnose für diese sehr bunte Symptomatik, daher fällt immer wieder MS ein, obwohl das ja irgendwie auch nicht passt… Und klar kann die Psyche viel machen, nur ist die ja wieder echt besser geworden. Eine Aurattacke kam, als sie gerade besonders entspannt war. Der Schwankschwindel fing an, als sie gerade die letzten Tage besonders erfreut war, weil sie ein neues Wii-Spiel erhalten hat.

Hat jemand eine Ahnung, in welche Richtung wir noch schauen könnten oder kann jemand das Bild hier wiedererkennen und was dazu sagen? Es ist UNTYPISCH für eine MS, aber es könnte ja trotz all der Dinge eine sein.

Sorry eine Antwort wirst Du von uns Betroffenen nicht erhalten. Zum einen sind wir keine Hellseher, haben keine Labore und Co.
Es gibt soviele neurologische Erkrankungen, die Diagnose ist oft sehr komplex. Wie wäre es mit der Option zu Spezialisten zu gehen. Wenn man so gar kein Vertrauen zur eigenen Zunft hat sollte einem das zu denken geben…
Wie wollt ihr später das Vertrauen Eurer Patienten gewinnen, wenn ihr selbst kein Vertrauen habt. Oder meint Ihr allen Ernstes Lesen ist unschlagbar gegenü. der Erfahrung. In der freien Wirtschaft wird Trainees gesagt, nur weil sie studiert haben brauchen sie das Rad micht neu erfinden.
Ab zum Profi
Idefix

Hi,

also ich bin kein Mediziner.

Und mit dem Lesen hast du vollkommen recht: Lesen hier und lesen da zeigt einem alles Mögliche. Daher frage ich hier ja, weil ich mir denke: Vielleicht hat jemand ähnliche Symptomatiken gehabt. Und ich glaube, dass viele hier auch einfach Erfahrung haben, viel gelesen, selbst bei Bekannten drauf geachtet haben usw. Dann könnte es ja gut sein, dass ihr da eine Idee habt in welche Richtung man gehen könnte.

Bei Spezialisten waren wir, man liest nur eben häufig auch, dass die eben auch nichts gefunden haben. Und die Spezialisten schieben auch alles nur auf die Psyche, obwohl es dafür eben mittlerweile nur noch grenzwertigen Anlass gibt… aber das macht man eben, wenn man sonst nichts findet.

Sollte die Frage hier vollkommen fehl am Platz sein, bitte ich um Entschuldigung!

Hallo,

“Wir sind ein wenig ratlos. Da die Psyche eine Rolle spielen kann und sie durchaus auch häufiger Angst und Sorge hatte, macht sie seit 3 Wochen eine Psychotherapie. Sie ist seit einer Woche auch viel gelassener und wirkt fröhlicher. Doch jetzt der plötzliche Schwankschwindel… Wenn die Psyche wieder passt, wie erklärt man den dann?”

wie willst du denn einen Schwankschwindel mit der Psyche erklären? Das sind doch zwei völlig verschiedene Baustellen. Den Schwankschwindel würde ich im Innenohr oder im Hirnstamm lokalisieren, wie übrigens auch die Geschmacksstörungen. Beides hatte ich in den zwei Jahren vor der MS-Diagnose auch, und es passt zur MS.

Ich habe auch schon seit Jahren ein seltsames Nackenbeugesymptom; wenn ich den Kopf weit in den Nacken lege, bekomme ich eine Drehschwindelattacke. Ich habe eine Läsion in der HWS, die man erst im dritten MRT nach der Diagnose gesehen hat; dass sie schon vorher da gewesen sein musste, ergab sich nur aus den Symptomen.

Liebe Grüße
Renate

Na ja, es gibt phobischen Schwankschwindel und generell psychisch induzierte Schwankschwindel… wäre theoretisch ja möglich.

Kleinhirn ist auch die Vermutung meiner Freundin. Bislang haben die Neurologen halt viel untersucht, eben auch klinisch geschaut und MS bisher durch die anderen Symptome als vollkommen untypisch abgetan, eben weil Symptome bisher immer kamen und dann recht schnell wieder komplett verschwunden sind. Wir waren auch im Uniklinikum Köln für ein paar Tage, wo es ein wohl gutes MS-Team geben solle. Dort meinten die eben, MS würde nicht passen und die Symptomatik sei eben auch zu bunt. Andere Neurologen hatten ähnliche Aussagen.

Was hattest du denn sonst für Symptome? War da etwas MS-typisches dabei oder waren das jetzt ausschließlich diese Dinge?

Mist, editieren geht nicht, hätte direkt noch eine Frage: War der Schwankschwindel an Teilen des Tages auch mal da und ist dann wieder komplett gegangen? Und war er dann dauerhaft über Wochen/Monate da oder ging nach ein paar Tagen wieder weg?

MS rein an der Symptomatik fest zu machen ist total schwierig. Vor der Diagnose hatte ich auch Drehschwindel, aber meine Essgewohnheiten waren zu dieser Zeit unterirdisch…
Ich hatte einen verschrumpelten Sehnerv, aber nie wirklich Probleme beim sehen…
Nach MS wurde kurz darauf Brustkrebs diagnostiziert… Nach Chemo und Co zwei Nervenzusammenbrüchen und einer Antihormontherapie wurde meine Gehfähigkeit immer schlechter. Ein MSProf prognostiziert ich würde innerhalb weniger Monate im Rolli landen…
Tja erstens kommt es anders zweitens sowieso. Ich laufe immernoch und 5km schaff ich inzwischen auch. Woran lag es ??? An dan Antihormonen…
Dies wurde mir später klar, als ich die Geschichte einer anderen Betroffenen las.
Es ist häufig ein Problem Überschneidungen auseinander zu klamüsern.

Freundinnen von mir haben massive Schmerzen, ich überhaupt nicht… So unterschiedlich kann MS sein und das läßt unendlich weiter führen.

Bei Schwindel würde ich auch auf Ohr oder Kleinhirn tippen. Wurde das untersucht.
Das Endgültige Ergebnis der Ms brachten die oligoklonalen Banden im Nervenwasser. Es gibt ein ganzes Bündel an Tests…

Es ist total schwierig eine Diagnose MS zu stellen und die Blüten, die die Therapien treiben sind heftig, aber das ist eine andere Geschichte.

Idefix

“Was hattest du denn sonst für Symptome? War da etwas MS-typisches dabei oder waren das jetzt ausschließlich diese Dinge?”

Hallo,

ich hatte auch sonst allerlei, was MS-typisch ist. Lähmungen, vor allem im rechten Bein, Kribbeln, Brennen, Schmerzen, Sehstörungen, eine taube Gesichtshälfte, einen Ausfall des Geschmackssinns … halt MS as usual.

Durch Spastik und Tremor ging meine Handschrift den Bach runter, was mich besonders ärgerte. Kalligraphie war mal ein Hobby von mir, ich hatte Schubladen voll Tinten, Tuschen und Federn. Tempi passati.

LG Renate

LG Renate

Hi,

klingt chaotisch.

Ja, diese “Reihe an Tests” haben wir ja eben alle gemacht. Sie hat ein MRT des Kopfes bekommen, ebenso MRTs von HWS und BWS. Die Liquorpunktion wurde gemacht, dort fanden sich weder irgendwelche Zellen in komischer Zahl noch außergewöhnliche oliklonale Banden, alles im grünen Bereich.

Das macht eine MS ja eigentlich so unwahrscheinlich. Doch wenn was im Kleinhirn wäre?!..

Wieder fehlt mir die Edit-Funktion…

Klinisch ist es eben schwierig, da hast du recht. Und an Tests haben wir alles gemacht, was es gibt. Reflexe getestet, VEP, SEP, MRTs, LP… danach hat sie nichts. Doch das ist eben etwas, was die Nicht-MS nicht beweist. Schwankschwindel klingt halt mies, Kleinhirn… was soll es da andres sein?

Da sie ja vermutlich eine Angststörung diagnostiziert bekommen wird, auch wenn sie passagenweise gerade komplett sorglos ist, wäre phobischer Schwankschwindel ja eine Möglichkeit.

Dann habe ich gelesen, dass zentraler Schwindel (also durch Kleinhirn) oft (immer?) mit Nystagmus einhergeht, also zittrige Pupillen. Das haben wir heute lange getestet, die sind sehr, sehr stabil.

Irgendwie deutet nichts so richtig…

Hallo Renate,

das tut mir ehrlich Leid…

Das ist eben das Verwunderliche. Sie hatte halt mal Kribbeln oder so, das verschwand aber wieder komplett. Dann Probleme beim Gehen, verschwand aber auch wieder komplett. Taubheit hatte sie nicht. Den Geschmackssinn hat sie jetzt wieder. Brennende Beine hatte sie ein paar Tage, dann war es wieder komplett weg.

Nichts davon bleibt und Symptome wechseln sich nach ein paar Tagen ab. Das ist das, was die Ärzte als MS-untypisch bezeichnen… doch wie deutet man dann wiederum den Schwankschwindel? Alles nur psychisch?

Es ist eben sehr, sehr bunt, das ist das Seltsame. Aber du denkst, das muss nichts heißen? War das bei dir auch so?