Hallo Leute…

ich sage schonmal vorab, dass ich von euch keineswegs eine Diagnose oder ähnliches erwarte. Ich weiß bloß nicht, mit wem ich sonst über mein Problem reden kann.
Dieses begann 2013, als ich am Pfeifferschen Drüsenfieber erkannt bin. Damals hatte ich dauernd chronische Mandelentzündungen, wieso ich wohl auch dummerweise zum HNO gegangen bin statt eines Allgemeinmediziners. Meine Symptome waren Fieber, unerträgliche Gelenkschmerzen in der Nacht, kribbeln in beiden Beinen vom Fuß bis zum Knie und eine solche Schwäche, dass ich das Gefühl hatte, meine Beine würden bei jedem Schritt wegknicken. Der Arzt interpretierte meine Symptome als einen Virusinfekt und sagte ich solle mich ein paar Tage ausruhen, viel trinken und es würde mir bald sicherlich besser gehen. Doch das war erst der Anfang.
Hinzu kamen fürchterliche Muskelschmerzen morgens beim Aufstehen, wie ein Muskelkater obwohl ich damals keinen einzigen Tag Sport gemacht habe. Meine Arme und Hände fühlten sich zittrig und schwach an. Zeitweise konnte ich schwer eine Tasse in den Händen halten. Hinzukam ein Muskelzucken, welches sich zuerst an den Waden bemerkbar machte, sich jedoch bald auf den ganzen Körper ausbreitete. Es zuckte vorwiegend in den Beinen und Armen, aber auch am Rücken und Bauch. Nach einigen Monaten bildete sich das Kribbeln in den Beinen komplett zurück, dies war jedoch das einzig Positive.
So habe ich nach einem halben Jahr ohne Aussicht auf Besserung, einen Allgemeinmediziner aufgesucht und ihm meine Symptome geschildert. Dieser ordnete ein großes Blutbild an. Bei der Auswertung seien keine auffälligen Defizite zu sehen, außer dass ich wohl vor einigen Monaten an dem Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt gewesen sein müsste. Das Zittern der Hände sei als ein essentieller Tremor zu deuten und nicht weiter schlimm. Das Muskelzucken würde durch Stress ?kommen.
Daraufhin habe ich eine weitere Allgemeinmedizinerin aufgesucht, welche zu mir sagte, dass ich mit meinen (damals) 20 Jahren zu jung sei um etwas Ernsthaftes zu haben, jedoch überwies sie mich auf meinen Wunsch hin zum Neurologen.
Nachdem ich dem Neurologen meine Situation geschildert habe, hat er ein EEG angeordnet um einen Hirntumor auszuschließen. Danach hat er kurz meine Knie abgeklopft und sagte ich sei wohl kerngesund und die Beschwerden seien psychischer Natur.
Seitdem sind bereits 1 1/2 Jahre vergangen in denen ich versucht habe, meine Symptome zu ignorieren. Ich habe wieder angefangen Sport zu treiben. In dieser Zeit sind mir jedoch einige andere Dinge aufgefallen. Bei stärkerer, körperlicher Anstrengung fangen meine Beine so stark an zu zittern, dass ich das Training nicht fortführen kann. Magnesium habe ich bereits über 2 Monate eingenommen. Die Symptome bessern sich dadurch nicht.
Anfangs haben meine Hände beim bloßen Hochhalten gezittert. Dies ist zurückgegangen. Jedoch zittert meine linke Hand zeitweise auffällig wenn ich z.B. nach kleineren Gegenständen greife. Oder wenn ich jemandem beispielsweise einen Zettel überreiche (bei der Arbeit). Wenn ich mit der Hand eine Zahnpasta-Tube ausdrücke, zittert sie ebenfalls.
Zum Muskelzucken in den Armen und Beinen kamen vor einigen Wochen leichte, ziehende Schmerzen hinzu, so als würden diese gleich krampfen. Krämpfe als solches, hatte ich bisher jedoch nicht. Außerdem zucken in den letzten Wochen zunehmend meine Zehen und Finger unkontrolliert, immer nur Abends wenn ich im Bett liege bzw. morgens nach dem Aufwachen. Das Zucken hält meist nur 1-2 Sekunden an und ist nicht schmerzhaft.
Nun ist es so, dass ich mir besonders aufgrund des Zitterns meiner linken Hand und der unkontrollierten Finger/Zehenzuckungen große Sorgen mache, es könnte sich um MS handeln. Ich weiß mittlerweile, dass es die für MS “typischen” Symptome nicht gibt und dass diese bei jedem komplett unterschiedlich verlaufen kann. Jedoch wollte ich gern wissen, was ihr von meiner Situation haltet und ob ihr der Meinung seid, dass ich mich um einen weiteren Termin beim Neurologen bemühen sollte. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll :frowning:

Hi Naddl

Bleib dran. Lass dich nicht abspeisen, wenn du weisst, dass etwas nicht stimmt. Wenn es tatsächlich psychischer Natur sein sollte (mit dem kommen die Ärzte immer, wenn sie nicht mehr weiter wissen), kann man es auch behandeln.
Ich bin damals während meiner Odyssee vor der Diagnose zum Psychiater gegangen, obwohl ich schwer annahm, dass es nicht psychisch ist. Der Psychotherapeut hat das nach zwei Sitzungen bestätigt.
Ich wurde von zwei Ärzten fast schon ausgeschimpft, von einem anderen als zu empfindlich dargestellt (wer mich kennt, würde über so eine Äusserung laut lachen) usw. Ich hatte tatsächlich schon an mir selber angefangen zu zweifeln.
Lass dir bloss nichts einreden. Hör auf deinen Körper. Informiere dich, recherchiere. Wechsle mehrmals den Arzt falls nötig - was ist denn das für eine, die sagt, mit 20 könne es nichts Ernsthaftes sein ?!?!
Was auch immer es ist - ich wünsche dir alles Gute und dass es dir schnell besser geht!

Grüsse
Tigerlily

Hallo Naddl,

in welchem Landkreis wohnst du denn?

Lg Luisa

Hallo Naddl,

du bist hier natuerlich insofern an der richtigen Adresse, als die meisten MSler auch oft schlechte Erfahrungen bei Aerzten gemacht haben :wink: und deine Gefuehle deshalb verstehen koennen. “Typisch MS” klingen dein Verlauf (z.B. nicht schubfoermig) fuer mich erst mal nicht - aber es gibt ja auch 1000 andere (evtl. neurologische) Krankheiten, die evtl. deine Symptome verursachen koennten. Vor meiner MS-Diagnose (und MS ist natuerlich die haeufigste neurologische Krankheit) habe ich mich aber auch mit psychosomatischen Krankheitsbildern auseinandergesetzt, die tatsechlich auch starke koerperliche Symptome erzeugen koennen. Waere mein MRT damals nicht auffaellig gewesen, waere ich sofort zum Psychotherapeuten gegangen. Mit MS ueberlege ich das nun aber auch :stuck_out_tongue:

Aber Tigerlilly hat Recht: Es klingt nicht, als waere in deinem Fall viel Diagnostisches erfolgt und ich wuerde definitiv nochmal zu einem anderen Neurologen gehen. Hat deiner vielleicht ein EMG gemacht um deine (Hand-)Tremorfrequenz zu bestimmen und nicht ein EEG (wahrscheinlich ist dein Muskelzucken ein Tremor)? Ich hab keine grosse Ahnung, aber laut Wiki muss man fuer die Diagnose den Tremor am besten kategorisiseren https://en.wikipedia.org/wiki/Tremor#Types .

  1. Cerebellar Tremor: Dein Neurologe schloss einen Hirntumor aus, der waere in der gleichen Kategorie wie MS: https://de.wikipedia.org/wiki/Tremor#Zerebell.C3.A4rer_Tremor_.28Kleinhirntremor.29. Druck dir evtl. die moeglichen Ursachen von https://en.wikipedia.org/wiki/Intention_tremor aus und bitte den Neurologen dir zu erklaeren, warum das jeweils nicht in Frage kommt bzw. ob du definitiv keinen Kleinhirntremor hast.

Wenn man auf Wiki ueber die moeglichen Ursachen eines Kleinhirntremor liest, bekommt man erst mal Angst, aber mit der Zeit kann man das als nicht zutreffend einordnen und abhaken. Also Hirntumor ist ausgeschlossen, weil es besser geworden ist. Eine extrem seltene Erklaerung und sehr sehr seltene Folge vom Pfeifferschen Druesenfieber waere zum Beispiel das Guillain–Barré syndrome, aber du hattest ja dafuer nicht die typischen Laehmungen.

  1. Kinetischer Tremor: Logischerweise die Diagnose deines Hausarztes, da anscheinend am haufigsten und meist harmloser Tremor (oft in Hand wie bei dir), der nur bei starken Symptomen (symptomatisch?) behandelt werden muss (https://en.wikipedia.org/wiki/Essential_tremor). ABER der Hausarzt sollte auch sehen, dass du sehr darunter leidest und ihn evtl. medikamentoes behandeln moechtest, wuerde ich als Grund nehmen, um eine Ueberweisung zum Facharzt, d.h. Neurologen zu bekommen.

  2. Weil du fast Schmerzen hattest, wuerde ich den Neurologen auch einen dystonischen Tremor begruendet ausschliessen lassen (https://en.wikipedia.org/wiki/Dystonia).

  3. Physiologischer/Psychogener Tremor https://de.wikipedia.org/wiki/Tremor#Gesteigerter_Physiologischer_Tremor Lies viel daruber und ueberlge, ob diese Arten passen koennten. Ueberlege, ob dir eine Psychotherapie helfen koennte: Zur Diagnose oder zB als Verhaltenstherapie um mit den Symptomen umgehen zu koennen. Entspannungsuebungen wie Yoga und gemaessigter Sport sollen auch bei vielen neurologischen Krankheiten helfen.

Bestehe auf eine Ueberweisung zum Neurologen, die begruendete Einordnung&Diagnose deines Tremortyps und der Ursache. Lies vorher selbst viel und mach dir auch vorher Notizen, was du besprechen moechtest. Ueberleg dir, ob du im Fall eines harmlosen (?) essentiellen Tremors eine medikamentoese Behandlung moechtest.

Aerzte haben leider zu wenig Zeit, Diagnosen gruendlich zu stellen, sind oft arrogant/ignorant und ihr Budget gibt leider auch meist nicht eine ausfuehrliche Diagnose her. ZB lohnt es sich wirtschaftlich nicht, Rueckenschmerzen mit einem MRT zu diagnostizieren. Aerzte muessen wirtschaftlich denken und alles was man selbst tun kann, ist, viel mitzudenken. Das ist anstrengend, gibt einem aber wenigstens das Gefuehl sinnvoll zu handeln und mit seiner Gesundheit bestmoeglich umzugehen. :slight_smile:

Ich drueck dir die Daumen einen guten Arzt zu finden!
Liebe Gruesse
Gabi

Erstmal vielen lieben Dank für all die Antworten!

@Gabi: Der Arzt hat damals eindeutig ein EEG durchführen lassen (Elektroden an die Kopfhaut angebracht und dann Anweisungen für bestimmte Aktionen gegeben. Ich denke ebenfalls, dass das EEG bei meinen Symptomen wenig Sinn ergibt bzw. nicht wirklich aussagekräftig ist.
Dein Beitrag macht mir einbisschen Mut. Habe in letzter Zeit nämlich zunehmend Angst vor MS, ALS usw. dank Dr. Google.
Habe mir deinen/eure Tipp(s) zu Herzen genommen und mir eine weitere Überweisung zum Neurologen ausstellen lassen. Werde kommende Woche einen Termin ausmachen. Diesmal bei einem anderen Arzt.

Großen Dank für die Unterstützung,
Naddl :slight_smile:

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