Hallo zusammen,
ich bin 37 und habe in letzter Zeit sehr viele Schicksalsschläge einstecken müssen (Tod meines Vaters, Fehlgeburt Zwilling 1 und leider eine Ausschabung des 2 Zwillings mit massiven Komplikationen). Jetzt zum eigentlichem Thema. Seit Anfang des Jahres habe ich ein Taubheitsgefühl in den Beinen, als würden sie “einschlafen”. Es wird immer schlimmer. Wenn ich abends im Bett liege, “brummen” sie total, wie elektrische Stromschläge. Das Gefühl habe ich auch tagsüber beim gehen und sitzen. Treppensteigen ist zur Last geworden. Auch werden mittlerweile die Arme “schwer” und auch die Augen verändern sich. Ich konzentriere mich auf einen Punkt und habe das Gefühl einen Tunnelblick zu haben. Auch der fixierte Punkt wird relativ schnell unscharf. Was ganz extrem ist, ist meine linke Hüfte. Hier habe ich einen stechenden Schmerz der sich ins ganze Bein zieht und mich stellenweise lahm legt, weil ich das Bein dann gar nicht mehr bewegen kann. Ein Leistenbruch ist ausgeschlossen und der Schmerz ist auch nicht immerzu da, sondern kommt ziemlich unverhofft, aber auch immer öfter. Ich war bei meinem Hausarzt und habe eine Überweisung zum Neurologen bekommen. Er meinte man müsse es untersuchen lassen. Für mich ist es ein riesen Schock. Mein Bruder hat seit 10 Jahren MS und wird in kurzer absehbarer Zeit im Rollstuhl sitzen. Ich war (nachdem ich 2007 mein Sohn bekam) bei einer MRT Untersuchung zwecks MS, da ich Angst hatte es könnte auch mich betroffen haben und wollte es für meinen Sohn abklären. Damals ohne Befund!!! Das war im August 2009. Nun meine Frage: Kann sich in den 6 Jahren eine MS gebildet haben?? Oder ist es aufgrund meiner letzten Zeit (Depressionen) nur nervlich bedingt!?! Welche Anzeichen habt ihr gehabt, bzw. wann wurde es bei euch festgestellt?
Ich freue mich über jeder Antwort.
LG Mama Max

Hallo Mama Max, von deinem Bruder wirst du sicherlich wissen das MS die Krankheit mit den 1000 Gesichtern ist. Also so schwer es dir auch fällt warte erst mal ab was bei der neurologischen Untersuchung raus kommt. du hast in der letzten Zeit einiges verkraften müssen. Deshalb könnten deine neurologischen Beschwerden auch daher kommen.

Hallo MamaMax,

“Nun meine Frage: Kann sich in den 6 Jahren eine MS gebildet haben??”

Ja. Bei vielen von uns ist es schneller gegangen. Wobei man bedenken muss, die meisten von uns lassen sich erst untersuchen und diagnostizieren, wenn sie schon einige Zeit lang Symptome bemerkt haben. Wegen “eingeschlafenen Füßen” lassen die meisten noch kein MRT und keine Lumbalpunktion machen.

“Oder ist es aufgrund meiner letzten Zeit (Depressionen) nur nervlich bedingt!?!”

Das lässt sich ohne aktuelle Untersuchungsergebnisse (MRT vom Schädel und Rückenmark, Liquoranalyse) nicht sagen. MS ist aber eine organische Erkrankung, keine psychische. Ich wurde vor meiner Diagnose von lieben Verwandten auch in die Psycho-Ecke gesteckt: “Das ist alles nur psychosomatisch!”

Nach dem Diagnose-MRT schwiegen sie. Läsionen im MRT kann man sich nicht einbilden, so wenig wie einen gebrochenen Knochen. Es ist aber gut möglich, dass die MS schon lange entzündlich aktiv ist, bevor sie diagnostiziert wird.

Möglicherweise beginnt die MS schon in der Pubertät, oder es entscheidet sich in dieser Zeit, ob wir MS bekommen. Migrationsstudien deuten darauf hin.

“Welche Anzeichen habt ihr gehabt, bzw. wann wurde es bei euch festgestellt?”

Ich habe etwa zwei Jahre vor der Diagnose Symptome bemerkt, die mich den Verdacht schöpfen ließen, dass ich MS habe. Ich kannte da schon viele Jahre lang eine Frau, die MS hat, und war dadurch schon ein bisschen im Bilde.

Etwa ein Dreivierteljahr vor der Diagnose war ich mir dann ziemlich sicher. Ich hatte da schon etliche MS-Symptome gehabt, wie Sehnerventzündungen, Lähmungen, Schwindelanfälle, Nystagmus, neuropathischen Juckreiz und ebensolche Schmerzen.

Ich bereitete mich auf die Diagnose vor, und informierte mich über die (damals, 2005) möglichen Therapien. Suchte mir eine aus, und als ich im KH nach den üblichen Untersuchungen die Diagnose mitgeteilt bekam, sagte ich gleich, dass ich Betaferon nehme. Das erschien mir am geeignetsten für mich. Ich spritze es seit gut zehn Jahren.

Bei der Diagnose war ich schon schwerbehindert (GdB 80) und erwerbsunfähig. Die Frage. ob ich noch laufen könnte, wenn ich die Diagnose zwei Jahre früher bekommen hätte, stelle ich mir nicht. Ich habe sie mir nicht früher geholt, und damit fertig.

Dadurch, dass ich mich auf die Diagnose gut vorbereitet hatte, hatte ich immer das Gefühl, dass ich selbst entscheide und mir nichts aufschwatzen lasse. Ich würde kein Medikament nehmen, das mir aufgeschwatzt wurde. Du musst deine Therapie selber wollen und voll dahinter stehen, sonst bringt sie nichts.

Liebe Grüße
Renate