Ich bin neu hier und hoffe ein paar Antworten zu finden. Ich habe im August meine Diagnose MS bekommen. Ich könnte jeden Tag heulen. Es kostet mich wahnsinnig viel Kraft jeden Tag aufzustehen und zur Arbeit zu gehen. Ich kann nicht wirklich mit jemanden darüber reden. Jeder packt mich in Watte. Ich traue mich manchmal gar nicht zu sagen, dass es mir nicht gut geht. Und ich lieber zu Hause bleiben möchte. Ich habe auch Angst vor dieser Krankheit. Muß ich jetzt zum Psychologen oder wird das irgendwann anders? Wie habt ihr das verarbeitet? oder kann man das überhaupt?
Über Antworten würde ich mich sehr freuen und wünsche jedem einen angenehmen Tag.

Guten Morgen,
verstehen kann ich dich ganz gut. Als ich vor 8 Jahren meine Diagnose erhalten hab ging es mir ähnlich wie dir jetzt bestimmt.
War auch oft den Tränen nah, aber wusste gleichzeitig nicht wovor ich eigentlich Angst haben soll.
Ich kannte bis dato weder die Krankheit oder einen MS-Kranken.
Ich hab mich dann entschieden nur das Nötigste über diese Krankheit wissen zu müssen. Ich wollte mir nicht die ganzen schlechten Sachen anhören die vielleicht mal mit mir passieren können. Denn selbst wenn was passiert wie eine Spastik oder ein Taubheitsgefühl an irgendeiner stelle meines Körpers “passiert das nicht innerhalb von 1 Tag ohne Vorankündigung.” Vielleicht ist das auch die falsche Rangehensweise, und der ein oder andre denkt das ich meine Krankheit nicht für voll oder ernst nehme. Doch das tu ich schon!! ABER ich möchte nicht das mein Leben welches mir spaß macht von dieser scheiß Krankheit kontrollieren und bestimmt wird.
Mir geht es gut. Ich nehme regelmäßig meine Medikamente, geh regelmäßig zu meinen Untersuchungen und lebe relativ gesund.
Tja, und was das Thema Gesellschaft angeht, : Man hat auf dieser Welt immer die Wahl wie wir traurige Geschichten erzählen kann!!!
Du kannst sie zum Beispiel schön reden,!!!
Denn nichts ist so verkorkst das man es nicht mit einem geilen Song wieder in Ordnung bringen könnte.
Die variante gefällt mir genauso wie jedem anderen!!!
Aber das ist nicht die Wahrheit!!!
Wenn mich jemand fragt,: Hey Martin wie geht’s dir? Sag ich entweder mir geht’s gut, (und dann geht’s mir auch gut) oder es geht mir nicht gut und ich sag „ heut geht’s mir nicht gut und alles is scheiße. Weil, ich entweder ein Flush von den Medikamenten hab, ich mich vielleicht total schlapp und Müde seit ein paar tagen fühle, oder ich Angst vor dem Nächsten MRT habe.

Wo kommst du her?
Ich wohne am Bodensee. Würde mich freuen von dir zu hören oder zu lesen.

Hallo Engel,
ja, Du solltest Dir einen Psychotherapeuten suchen. Der/die sollte aber auf jeden Fall Ahnung von MS oder allgemein schweren Lebenskrisen haben. Auf jeden Fall kann Dich auf der Suche (nach allem Möglichen) eine Selbsthilfegruppe weiterbringen.
Hast Du denn einen guten Neurologen oder Hausarzt ? So eine depressive Phase kann auch erstmal medikamentös behandelt werden, was aber sicher keine Psychotherapie ersetzt.
Mich hat das Problem “Angst” beim letzten Schub in diesem Jahr voll erwischt. Hatte bereits Psychotherapie und weiß, wovon ich rede.
Ich wünsche Dir, dass Du bald verständige Vertraute in Deinem Umfeld findest, LG

Hallöchen,
die Diagnose MS haut einen erstmal gewaltig in die Fresse (sorry)! Die Reaktionen von Mitmenschen sind leider noch völlig überspitzt, weil sie garnicht wissen wie eine MS überhaupt abläuft! Viele meinen gleich:Rollstuhl, Schwerbehindert und pflegebedürftig! Das ist mitlerweile garnicht mehr so, denn es gibt viele neuere Therapiemöglichkeiten als damals! 10% der Menschen mit MS haben lebenslang einen günstigen Verlauf! Bei 90% tritt nach einer unterschiedlich langen Zeit, in der sie ein weitgehend normales Leben führen können, eine zunehmende Behinderung ein. Nur bei wenigen Betroffenen ruft die MS schon nach kurzer Zeit eine deutliche Einschränkung hervor!
Mein Neurologe sagt immer: Alles kann, nichts muss!
Ich bekam meine Diagnose 1998 und mir ging es damals änlich wie Dir. Und siehe da, nach Beginn einer geeigneten Basistherapie entwickelte sich Alles zum Guten.
Jeder Mensch hat seinen eigenen Weg, schwere Einschläge im Leben zu verarbeiten, aber glaube mir, es gibt Schlimmeres im Leben als eine MS Diagnose!
Eine Psychotherapie wäre kein verkehrter Weg, wenn Du Probleme hast, die Diagnose zu verarbeiten. Ich nahm sie damals auch in Anspruch, und es half mir auch!
Fürchte Dich nicht vor Dingen, welche passieren können (nicht müssen), sondern genieße Dein Leben soweit wie möglich! Niemand weiß, was morgen sein wird! Bedenke immer: Angst macht uns Menschen krank!
Alles wird Gut!
Liebe Grüße
Jörg